Peggau/Graz - "Man schiebt Menschen quer durch Europa, nur wegen des Dublin-II-Abkommens", ärgert sich Judith Ruderstaller von "Asyl in Not". Ruderstaller berät jene neunköpfige tschetschenische Familie (das jüngste Kind ist ein Jahr alt, das älteste 16), die 2006 nach Österreich kam.

Ein Abschiebeversuch nach Polen vor einer Woche scheiterte, weil eine der schwer traumatisierten Töchter und die Mutter zusammenbrachen, als Polizisten vor Sonnenaufgang ins Quartier der Familie in Peggau kamen. Verwandte sollen von der russischen Polizei getötet worden sein, der Vater soll in Polen, wo die Familie erstmals Asyl beantragte, Morddrohungen erhalten haben. Der Vater sitzt in Schubhaft in Wien. Nach einem Standard-Bericht über die Situation der Familie konnte diese einen neuen Asylantrag in Traiskirchen stellen. "Asyl in Not" brachte Schubhaftbeschwerde für den Vater ein.

Auch in Österreich sollte die Familie "herumgeschoben" werden. Durch den neuen Antrag sollte die Familie, die sich in Peggau gut eingelebt hat, binnen Tagen nach Tirol umziehen. Auf Standard-Anfrage veranlasste der steirische SP-Soziallandesrat Kurt Flecker nun, dass die Familie, die heute, Montag, in Traiskirchen interviewt wird, vorerst in Peggau bleiben darf: "Es darf nicht sein, dass die Mühlen der Verwaltung ohnehin traumatisierte Menschen überflüssig unter Druck setzen." (cms, DER STANDARD - Printausgbabe, 9. März 2009)