Istanbul - In der türkischen Metropole Istanbul werden die Vorbereitungen auf die Übernahme des Titels Europäische Kulturhauptstadt 2010 durch Rücktritte im Organisationskomitee erschüttert: Intendant Nuri Colakoglu und drei weitere Komiteemitglieder zogen sich zurück. Das sei die Konsequenz aus bereits länger schwelenden Differenzen gewesen, meldete die Zeitung "Vatan" am Montag.

Colakoglu hatte Ende Februar zunächst eingeräumt, es gebe interne Probleme im Komitee, einen Rücktritt jedoch dementiert. In der vergangenen Woche gaben Colakoglu und drei weitere Komiteemitglieder dann doch ihre Posten auf. Mit dem Personalwirrwarr werde Istanbul statt zur Europäischen Kulturhauptstadt nun zur "Europäischen Krisenhauptstadt", spottete die Presse.

Nach Zeitungsberichten gab es im Organisationskomitee Zerwürfnisse zwischen den von staatlichen Behörden entsandten Repräsentanten und den von einem Beirat gewählten Mitgliedern wie Colakoglu. Demnach beklagten Colakoglu und seine Kollegen, dass die Vorbereitungen auf das Projekt der Kulturhauptstadt von der Regierungspartei AKP von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan für parteipolitische Zwecke benutzt werde. Zudem sei Geld aus dem Budget des Projekts ohne Absprache mit dem Intendanten ausgegeben worden, unter anderem für eine Werbekampagne.

Neben den vier zurückgetretenen Mitgliedern traten auch zwei Vertreter der Istanbuler Industrie- und der Handelskammer wegen Neuwahlen in ihren eigenen Institutionen aus dem Organisationskomitee aus. Damit sind neben Generalsekretär Eyüp Özgüc nur noch die Vertreter der Istanbuler Stadtverwaltung, des Istanbuler Gouverneursamtes und des türkischen Kulturministeriums übrig. Die vakanten Posten im Komitee sollen laut Özgüc möglichst rasch wieder besetzt werden. Kritiker werfen den Organisatoren seit einiger Zeit vor, trotz der Enge der Zeit noch keine konkreten Pläne für Projekte während des Jahres 2010 vorgelegt zu haben. (APA)