Wir waren auch deppert als Kinder. Erst unlängst hab ich einem Freund vom Explosions-Motor erzählt, den mein Schulkollege entwickeln wollte. Schweizerkracher werden, an einer Reibfläche vorbei, in den Brennraum geschmissen, explodieren dort und treiben so, als Zweizylinder, ein Motorrad an. Aber wir konnten das Motorrad nicht in Serie produzieren. Zwar investierten wir unser Taschengeld regelmäßig in diverse Böller, die wir zu Testzwecken in die Luft jagten, aber das war es auch schon mit der Forschungsarbeit.

Natürlich experimentierten wir auch mit Strom. Wir haben die Widerstände des Plattenspielers so überbrückt, dass sich die ganze Heimatlieder-LP von der Oma in unter 3 Minuten abspielen ließ. Wir waren richtige Kretzen, aber wir waren kreativ. Nicht ganz so kreativ wie Forrest North, aber gut, in der Steiermark war die Welt auch kleiner und die Luft dünner als in Stanford. Als dort 1998 Forrest North seinen Gedanken freien Lauf lässt, ist einer aus unserer Bande schon am Leben gescheitert und aus selbigem geschieden, ein anderer ist nur geschieden. Ach ja, und ich bin, sehr zur Freude meiner Eltern, am besten Weg auch mein zweites Studium in den Sand zu setzen.

Kein lauter Auspuff schaut ziemlich gut aus.
Foto: ridemission.com

Forrest North ist nicht so ein Schwachmatiker. Er denkt über ein Elektro-Motorrad nach und fängt einmal damit an, den Tesla zu bauen. Also gut, nicht er allein, aber das hindert ihn nicht daran, viel für sein Elektro-Moped zu lernen. Und so unpatschert wie der Tesla ist, so sportlich ist auch das, was North jetzt zusammenbaut: die Mission One. Und damit die auch was z'gleich schaut, hat er sich Yves Behar geholt. Der hat schon schnittige Designs für Birkenstock gemacht. Na ja, und auch für Swarovski und Mini-BMW.

Aber ganz hat der Yves nicht gewusst, was er da designen soll, hm? Die Mission One schaut zwar super futuristisch aus, aber vom vorderen Licht her, wirkt sie wie ein Bäcker-Moped, das nur Kipferl ausführen darf. Meine Mutter meint, ich interpretiere das falsch und das Licht symbolisiere, dass auch ein Kipfl wie ich das Motorrad fahren dürfte. Um mir die Mission One aber leisten zu können, hätte ich zumindest mein Veterinärmedizin-Studium abschließen und ein paar Kühen von hinten die Mandeln kitzeln müssen: 68.995 US-Dollar wollen die Buben für das E-Spielzeug. Das ist ein ordentlicher Pappenstiel, wenn man ihn aus 100 Euro-Noten bastelt.

An die Kipferloptik des Scheinwerfers muss sich der glu noch gewöhnen.
Foto: ridemission.com

Nach viel Bastelarbeit klingt auch die Ansage, dass Mission Motors 2010 ganze 50 Stück der Mission One produzieren und verkaufen will. Wer mag, kann sich auf der Homepage http://www.ridemission.com/mission_model/model_reserve.shtml schon ein Moperl reservieren. Und anders als bei Tesla, muss man beim Reservieren nicht schon den halben Preis anzahlen. Für die Mission One reichen 5000 Dollar.

Mit dem Geld sind einem dann die Öhlins-Federelemente, die Marchesini-Gabel und die Brembo-Bremsen einmal sicher. Die Brembos werden aber eh geschont, weil die Mission One zusätzlich mit einer zweiten Bremse ausgestattet ist. Geht man vom Gas, gewinnt die Mission One die Bremsenergie zurück und führt sie wieder dem Akku zu. Das Beste am Strom-Rücktritt ist aber, dass man ihn individuell auf die eigenen Bedürfnisse einstellen kann.

Noch schaut das Heck ja so lala aus. Aber wenn die ersten Gummifetzen vom Reifenabrieb drauf picken, dann kann das sicher was.
Foto: ridemission.com

Für meine Verhältnisse reichen die 240 Kilometer, welche die Mission One mit einer Ladung zurücklegt. Vmax 240 km/h. Das reicht wohl auch locker. Und man muss dafür nicht deppert in der Schaltbox herumwühlen. Die Mission One hat nur einen Gang. Zwischen 0 und 6500 Umdrehungen liegt permanent ein mörder Drehmoment von 135 Nm an.

Spock, leih mir einmal ein Ohr: Wieviel Warp schaffen wir mit der derzeitigen Ladung?
Foto: ridemission.com

Mörderisch niedrig, im Vergleich zu einem Benzinerbike, ist mit ein paar Cent, der Preis für einmal Volltanken – dauert rund zwei Stunden. Da holt man sich wieder ein bisserl was vom Ankaufspreis zurück. Die Ersparnisse kann man dann ja in Reifen investieren. Der 190er-Hinterschlapfen wird dem Drehmoment ja sicher ordentlich Tribut zollen. Und wer dann immer noch ein wenig Geld über hat, kann die Mission One ja einmal in den Schotter schmeißen. Aber passen S' auf, dass nix von der Vollverkleidung runter geht, weil unter dem ganzen Plastik schaut die Reiben sicher nicht so edel aus wie von außen. An flüssigkeitsgekühlte Elektromotoren und Lithium-Ionen-Akkus auf zwei Rädern muss sich unser Auge wohl erst gewöhnen. (Guido Gluschitsch)