Bei dem großen Fischreichtum der Augewässer braucht der Seeadler nicht lange auf seine Mahlzeit zu warten.

Foto: Nationalpark Donauauen/© Antonicek
Grafik: DER STANDARD

In den Flussauen des östlichen Niederösterreichs zeigt der beginnende Frühling sich früh und dann gleich von seiner schönsten Seite. Wenn die Schneeglöckchen zu blühen beginnen, überzieht eine aus Millionen schneeweißer Blüten gewebte Decke den Waldboden und entzückt Auge und Gemüt des Wanderers. Trotz der übergroßen Fülle an Blumen sollte man das Pflücken unterlassen, damit dieses Naturschauspiel auch für spätere Generationen erhalten bleibt. Die Stockerauer Au gehört zu diesen blütenreichen Regionen, die zudem sehr leicht zu erreichen ist. Eine Durchquerung bietet sich schon deshalb an, weil auch an den Wochenenden günstige Verbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln bestehen.

Der im Zusammenhang mit dem Bau des Donaukraftwerks Greifenstein durch die Vernetzung alter Arme und Augewässer entstandene Gießgang ist sozusagen die Lebensader dieser Au und mittlerweile auch ein biologisch sehr wichtiger Wasserlauf. Im Gießgang kommen nicht weniger als 41 Fischarten vor, von denen fünfzehn auf der "roten Liste" der bedrohten Arten stehen; darunter so seltene und weithin unbekannte wie Bitterling, Steinbeißer oder Zobel. Und Speisefische erreichen in diesem Gewässer Rekordgrößen, so sind zumindest der Fang eines neunzehn Kilogramm schweren Spiegelkarpfens, eines fünfzehn Kilogramm schweren Welses und eines 94 Zentimeter langen Hechts dokumentiert. Am Gießgang der Eisvögel

Von den rund 370 in Österreich vorkommenden Vogelarten wurde nicht weniger als 191 in diesem Gebiet festgestellt. Auf die Zugvögel wird man wohl eine Weile warten müssen, Eisvogel, Graureiher und Kormoran aber lassen sich auch jetzt an den Gestaden des Gießgangs und teilweise auch am Ufer der Donau beobachten. Der Stockerauer Arm war einst sogar für kleinere Schiffe befahrbar - aber das ist lange Zeit her - schon in den frühen 1950er Jahren konnte man dort nur mehr gelegentlich ein Floß antreffen. Der Weg ist nur teilweise markiert, dennoch gibt es keinerlei Orientierungsprobleme. Anstrengend ist die Tour ebenfalls nicht.

Die Route: Beim Bahnhof Spillern geht es über die Gleise der Schnellbahn und durch die Autobahnunterführung an den Rand der Au. Dort verlässt man die rote Markierung und hält sich geradeaus in Richtung Donau. Man quert den Stockerauer Arm, passiert eine verfallene Stahlbrücke und kommt zum Gießgang, über den ein Steg führt. Weiter stromabwärts überschreitet man den Damm, wandert zum Donaukraftwerk Greifenstein 1/2 Stunden. Nun "umrundet" man nach Westen den Altarm und erreicht nach weiteren 1 1/2 Stunden den Bahnhof Greifenstein-Altenberg. (Bernd Orfer/DER STANDARD/Printausgabe/14./15.3.2009)