Die Archäologen haben den Platz umgegraben, der Barockbrunnen wurde restauriert. Das war's dann: Viel blieb von der Neugestaltung des Salzburger Residenzplatzes nicht übrig.

 

 

Foto: Stadt Salzburg

Geldmangel und geänderte politische Kräfteverhältnisse erzwingen in Salzburg einen Kurswechsel.


Salzburg - Der zentrale Platz im Weltkulturerbe Altstadt Salzburg, der Residenzplatz, wird sich bis auf weiteres als staubige Schotterwüste präsentieren. Das Vorhaben, nach einem Entwurf der Architekten Max Rieder und Andreas Knittel, den Platz mit in Beton gegossenen Flusssteinen zu pflastern, ist bis auf weiteres verschoben. Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) will die dafür veranschlagten sieben Millionen Euro jetzt nutzen, um die Wirtschaft zu stützen.

Neben den Budgetsorgen - die Kommune rechnet mit Einnahmeausfällen durch Wirtschaftsflaute und Steuerreform - ist die Residenzplatzpflasterung auch ein Opfer der nach den Gemeinderatswahlen am 1.März geänderten Kräfteverhältnisse. Die deutlich geschwächte SPÖ (nur mehr 15 statt bisher 19 von 40 Gemeinderatsmandaten) verfügt für das Sanierungsvorhaben im Stadtparlament über keine Mehrheit mehr.

Mit dem vorläufigen Aus für den neuen Residenzplatz sind freilich auch alle Pläne für ein Mahnmal, das an die einzige NS-Bücherverbrennung 1938 auf österreichischem Boden erinnert, obsolet. Das Architektenduo Rieder/Knittel hatte ursprünglich eine bewegliche Lichtinstallation zur Erinnerung an den NS-Terror geplant.

"Volksaufstand" für Bad

Geblieben ist nach den jahrelangen Debatten um den Residenzplatz nur eine archäologische Befundung der Schichten unter der Platzfläche. Ob die Pflasterung nach der "Nachdenkpause" (Schaden) jemals wieder auf die Tagesordnung kommt, wagt derzeit niemand vorherzusagen.

Ähnlich sieht die Situation rund um das im Stadtteil Liefering geplante "Spaßbad" aus. Zwar will Bürgermeister Heinz Schaden erst nach der Bürgermeisterstichwahl kommenden Sonntag mit den anderen Parteien verhandeln, trotzdem gilt das Projekt in Salzburg als politisch nicht mehr durchsetzbar. Statt dem über 50 Millionen Euro teuren "Spaßbad" dürfte nun eine Generalsanierung des Paracelsusbades im Andräviertel im Stadtzentrum kommen. Das alte Paracelsusbad sollte ursprünglich abgerissen werden.

Durch den Verkauf des Grundstückes wäre ein Teil des neuen Spaßbades finanzierbar, so die Kalkulation der Stadtväter. Die Parteien haben die Rechnung ohne die Bevölkerung gemacht. Im vergangenen Wahlkampf hat die nicht im Gemeinderat vertretene KPÖ den richtigen Riecher gehabt und den Erhalt des Paracelsusbades zum Thema gemacht. Bürgerliste und FP zogen nach. Es war fast ein Volksaufstand: Binnen weniger Wochen konnte allein die Bürgerliste rund 5000 Unterschriften für Erhalt und Sanierung der traditionellen Badeanstalt sammeln. (Thomas Neuhold / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.3.2009)