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Der Gouverneur der Russischen Zentralbank Sergej M. Ignatiev und (li.) Österreichs Notenbankchef Ewald Nowotny in Wien.

Foto: APA/Hochmuth

Wien - Der Chef der russische Notenbank, Sergej Ignatiev, lässt keine Zweifel daran, im Falle eines dramatischen Absturzes der russischen Währung Rubel erneut intervenierend eingreifen zu wollen.

Ignatiev bekräftigte am Donnerstag in Wien die Bereitschaft der russische Notenbank, den Rubel stützen zu wollen, sollte sich der Rubel-Kurs auf über 41 Rubel je Dollar verschlechtern. Keine Interventionen plane die Notenbank dagegen beim Unterschreiten der unteren Grenze der Bandbreite von 39 Dollar. Aktuell bekommt man für einen Dollar 35 Rubel.

Warnung vor weiterer Abwertung

Westliche Experten haben zuletzt wiederholt davor gewarnt, dass eine weitere Abwertung des Rubel die ohnedies angeschlagene russische Wirtschaft weiter nach unten reißt. Befürchtet wurde bei Bankanalysten zudem, dass Spekulanten die Grenzen der Moskau Notenbank und ihrer Währungsreserven testen werden. In der Zeitung "Die Welt" sahen Devisenexperten Russland in einem Dilemma zwischen fallenden Währungsreserven, abwertendem Rubel und strapaziertem Bankensystem.

Ignatiev bezifferte am Donnerstag die Währungsreserven auf umgerechnet 380 Mrd. Dollar. In den kommenden Monaten dürfte die Höhe konstant bleiben. Fitch hatte zuletzt den Kapitalabfluss aus Russland im vierten Quartal 2008 auf 90 Mrd. Dollar geschätzt. Laut Ignatiew dürfte die Summe darunter liegen. Zuletzt hätten sich die Abflüsse verringert. Die Notenbank werde nicht intervenieren müssen. Eine Wiedereinführung von Kapitalkontrollen kommt für Ignatiev nicht Frage. Das würde mehr schaden als nützen.

System flexibler Wechselkurse

Nach wie vor strebe die russische Zentralbank an, ihre Geldpolitik künftig an einem Inflationsziel auszurichten. Die Zentralbank werde, so Ignatiew in seiner Rede beim heutigen Seminar des Eurosystems und der russischen Zentralbank in Wien, ihren Einfluss auf die Preisbildung am Devisenmarkt weiter reduzieren, um so auf ein System flexibler Wechselkurse umstellen zu können.

Ignatiev schloss heute eine baldige Senkung der Leitzinsen in Russland aus. Die Refinanzierungsrate sei mit 13 Prozent zwar deutlich höher als in der Eurozone, zugleich liege aber auch die Inflationsrate mit zuletzt 13,9 Prozent per Ende Februar auf deutlich höherem Niveau. "Wir würden die Rate senken, wenn die Inflation zurückgeht, aber das ist nicht wahrscheinlich", sagte Ignatiev in Wien.

EZB-Präsident Jean Claude Trichet machte deutlich, dass sowohl der Euroraum als auch Russland von der Finanzkrise betroffen sind. Angesichts der gemeinsamen Herausforderungen sei es "die vorrangige Aufgabe" der politischen Entscheidungsträger in Europa und Russland, zur raschen und umfassenden Bewältigung der Krise beizutragen.

Beträchtliche Abwärtsrisken

Einigkeit herrschte beim Seminar unter den Notenbankern darüber, dass "beträchtliche Abwärtsrisiken den Ausblick für die Wirtschaft im Euroraum und in Russland überschatten."

Für ein etwaiges Hilfspaket für die Ukraine fühlt sich Ignatiev nicht zuständig: Dies sei Sache der Regierungsautorität.

Österreichs Notenbankchef Ewald Nowotny ist überzeugt, dass sich aus dem fortgesetzten Engagement europäischer Banken am russischen Finanzmarkt beträchtliche Vorteile für beide Seiten ergeben. Ebenso wie Trichet mahnte er "entschlossenes Handeln" ein, um kurzfristige krisenbedingte Herausforderungen anzugehen. (APA)