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Wenn die USA, Großbritannien und manch andere führende Industrienation internationale Steueroasen torpedieren, verschweigen sie gerne ihre eigenen Vorteile für Anleger oder Konzerne. In den Vereinigten Staaten gilt vor allem der Ostküstenstaat Delaware als Paradies für Unternehmen. "Die Eigentümer von Gesellschaften müssen in Delaware nicht offengelegt werden" , preist eine Ansiedlungsgesellschaft die Vorteile des Bundesstaates an.

In der Praxis

"In der Praxis lässt sich dort operieren wie mit Liechtensteiner Stiftungen" , erzählt ein Steuerexperte, der namentlich nicht genannt werden will. Der wirtschaftlich Berechtigte könne einen Treuhänder vorschieben, die Generalversammlung kann schriftlich abgehalten werden, und wenn die Firma nicht selbst in Delaware Geschäfte macht, fallen auch keine Steuern (neben den Bundesabgaben) an. Das Modell wird gern genützt: Auf 875.000 Einwohner kommen 600.000 Firmen - die Hälfte der Forbes-Top-500 hat ihren Sitz dort.
Das Wall Street Journal berichtete über steigende Geldwäscheanfragen ausländischer Gerichte - insbesondere aus Osteuropa. Die Vermutung: Kriminelle Organisationen aus Russland schleusten ihre Gewinne via Ostküste aus dem Land, warnte auch das US-Government Accountability Office - eine investigativen Kontrolleinrichtung des Kongresses. "Es ist relativ leicht für ausländische Individuen und Organisationen, Mantelfirmen in Delaware zum Zweck der Geldwäsche zu errichten und die Identität dabei zu verstecken" , heißt es in dem Bericht. Diverse Nichtregierungsorganisationen sprechen im Fall von Delaware vom "größten Steuerparadies der Welt" . Ob sich die Rahmenbedingungen - wie von Präsident Barack Obama noch in seiner Zeit als Senator gefordert - ändern, wird bezweifelt: Sein Stellvertreter Joe Biden war früher Senator von Delaware.

Starke Unterstützung

Trotz der starken Unterstützung bei der Austrocknung von Steueroasen durch Großbritannien verfügen auch das Königreich und ihm nahestehende Gebiete über umstrittene Rahmenbedingungen. Auf den Kanalinseln Jersey, Guernsey und Isle of Man erfreuen sich Trusts großer Beliebtheit, deren Begünstigte nicht öffentlich dokumentiert sind (im Gegensatz zu österreichischen Stiftern). "Die Behörden sind de facto nicht in der Lage, Auskünfte über den Trustee und allenfalls dahinter stehende wirtschaftlich Berechtigte zu geben" , erläutert ein Eingeweihter. Insgesamt seien in den britischen Offshore-Zentren eine Billion Dollar gebunkert, so die Beratungsgruppe Oliver Wyman. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 13.3.2009)