Paris/Brüssel/Wien - Mit Monaco hat das letzte namhafte Steuerparadies in Europa seinen generellen Widerstand gegen einen länderübergreifenden Austausch von Kontodaten aufgegeben. Das Fürstentum an der Côte d'Azur erklärte sich in der Nacht zum Sonntag bereit, die Zusammenarbeit im Bereich der Steuerhinterziehung gemäß den internationalen Kriterien zu verbessern. Monaco werde bei der Bewegung für Transparenz nicht draußen bleiben, teilte die Regierung mit. Das betreffe vor allem die Regeln der internationalen Wirtschaftsorganisation OECD für den Austausch von Informationen. Das Fürstentum mit knapp 33.000 Einwohnern war bisher eines der bekanntesten Steuerparadiese. Das Bankwesen ist eine wichtige Einnahmequelle des Kleinstaats.

Wenige Stunden zuvor hatte auch die belgische Regierung angekündigt, sich aktiver als bisher am Kampf gegen die grenzüberschreitende Steuerflucht in der EU zu beteiligen. In den vergangenen Tage hatten sich bereits Liechtenstein, Andorra, die Schweiz, Österreich und Luxemburg bereiterklärt, das Bankgeheimnis zu lockern.

Damit begegneten sie der Gefahr, auf eine schwarzen Liste zu kommen und als Zufluchtsort für Steuerbetrüger an den Pranger gestellt zu werden. Auf der seit 2000 existierenden Liste der OECD stehen seit einiger Zeit nur noch Monaco, Liechtenstein und Andorra. Alle drei hoffen, durch die nun gemachten Zugeständnisse nicht mehr als "unkooperativ" zu gelten.

Österreich kommt der OECD wie berichtet ebenfalls einen Schritt entgegen. In Zukunft soll bei Anfragen ausländischer Behörden auch ein "gut dokumentierter, begründeter Verdacht" auf ein Steuervergehen ausreichen, um von Österreich Konteninformationen des unter Verdacht geratenen zu erhalten.

Der Schweizer Bundespräsident Hans-Rudolf Merz und Wirtschaftsministerin Doris Leuthard kritisierten die OECD, die die Schweiz auf eine provisorische schwarze Liste unkooperativer Steueroasen gesetzt habe. Die Liste sei am 5. März erstellt worden, ohne dass die Schweiz als OECD-Mitglied davon Kenntnis erhalten hätte. (dpa, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 16.3.2009)