Busbahnhof unter der Autobahnbrücke: Vom Vienna International Bus Terminal ...

Foto: Andy Urban

... starten täglich rund 50 Busse nach ganz Europa.

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 "Nicht einmal eine Telefonzelle gibt es hier. Als ich einmal einen Kollegen anrufen wollte, musste ich einen Kilometer weit gehen", beschwert sich ein älterer Kroate. Auch das restliche Ambiente des Vienna International Bus Terminal im dritten Wiener Gemeindebezirk lässt eher nicht darauf schließen, dass vom größten Busbahnhof Österreichs allein im Vorjahr 581.000 Personen abgereist sind. Das Häuschen unter der Autobahnbrücke, in dem man Tickets kaufen und warten kann, ist mit Wellblech verkleidet. Im eierschalenfarbenen Wartezimmer hat jemand ein Buch mit dem Titel "Von Aliens entführt" vergessen.

500 Zielorte

"Täglich brechen von hier bis zu 50 Busse in mehr als 500 Zielorte in Europa auf", sagt Gerhard Rust, Leiter der internationalen Linien. Von Wien aus seien Prag und Budapest die beliebtesten Ziele. "Aber Krakau wird auch immer gefragter als touristische Destination", sagt er. Tägliche Busverbindungen gibt es nach Sofia, Belgrad, Sarajewo, Bukarest, Banja Luka und Zagreb. Auch Paris, London, Amsterdam, Stockholm und Nizza werden regelmäßig angepeilt. Einige Orte in Nachbarländer sind schon mit 15 Euro erreichbar. Für Schnäppchenjäger gibt es Kombiangebote: fünfmal fahren, viermal zahlen.

Der Parkplatz ist etwa so groß wie ein Fußballfeld. Die Busse unterscheiden sich nicht nur durch ihre Kennzeichen. In einem kroatischen Reisebus beispielsweise quellen die Aschenbecher über. An den Scheiben eines slowenischen Busses läuft die Feuchtigkeit herab, ein Passagier schläft noch darin. "Oft reisen Menschen mit dem Bus, die mehr Kommunikation wollen. Das ist im Bus einfacher als im Flugzeug", sagt Rust. Und in den vergangenen Jahren sei die Nachfrage gestiegen. "In Österreich wird Busreisen noch nicht so genutzt wie etwa in Deutschland oder Skandinavien. Aber das Netz in Europa wird immer dichter", sagt Rust.

Streit um den Postbus

Für die ÖBB und ihre Bustochter Postbus ist Erdberg mittlerweile ein Synonym für Zores mit dem streitbaren Postbus-Betriebsrat Robert Wurm. Er machte am Montag erneut gegen die Absiedelung der Postbus-Werkstätten mobil, weil er nicht nur den Standort erhalten will, sondern auch um gut 180 Arbeitsplätze fürchtet. Durchsetzen wird er sich damit wohl nicht. Denn wohl gibt die Bahn keine schriftlichen Beschäftigungsgarantien ab, die teilweise beamteten Postbus-Mitarbeiter können allerdings ohnehin nicht gekündigt werden. Zudem werden, verspricht die Bahn, fast alle Arbeitsplätze übersiedelt: der Großteil nach Vösendorf, wo völlig neue Postbus-Garagen und -Werkstätten errichtet werden, und der Rest zu den ÖBB-Werkstätten (ÖBB-Technische-Services) in Simmering. (Julia Schilly/DER STANDARD-Printausgabe, 17.3.2009)