Nikolaus Berlakovich und Heurigenwirtin Junro Weber: Schnitzel schnell ausverkauft.

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In der Vitrine liegt Schwarzbrot um 870 Yen, umgerechnet 6,50 Euro. Für ein halbes Kilo. "Ja, teuer ist das schon", gibt Adolf Sailer, Bäckermeister aus Oberösterreich und seit mehr als zwanzig Jahren in Fukuoka ansässig, zu. "Aber was glauben Sie, wie viele Zwischenhändler an diesem Preis mitschneiden? Vier! So ist das in Japan" , sagt er. Und eilt zu seinen japanischen Verkäuferinnen, denn gleich kommt Österreichs Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich auf ein Plauscherl.

Der Politiker hat knapp davor auf das Kommando "Dozo!" ("Bitteschön!" ) gleichzeitig mit Botschafterin, Handelsdelegiertem und dem Chef der Kaufhauskette Isetan ein rot-weiß-rotes Band vor einem Dutzend Fotografen durchschneiden müssen. Applaus. Im Hintergrund läuft eine CD mit Fendrichs "I Am From Austria" . Auf Japanisch, "Ôsutoria kara desu" . Eingesungen von Michael Laschan, dem Sohn des Handelsdelegierten. Es ist "Österreich Fair" bis Ende März im Kaufhaus Isetan.

Imperial-Toren und Meinl-Kaffee

Nach der Eröffnungszeremonie werden die Kunden ins Isetan-Haus in Shinjuku - das von der Anmutung her am ehesten US-Kaufhäusern wie Macy's oder Saks entspricht - eingelassen. Um zehn Uhr am Vormittag sind es fast nur Kundinnen. Die erste Welle rollt am 150 Quadratmeter großen Österreich-Stand im Food-Court des Kaufhauses vorbei, in Richtung Ausverkauf in der Wäscheabteilung im sechsten Stock. Aber schon Minuten später bilden sich Schlangen vor den Pulten, wo Imperial-Torten (fünfzig Euro für die Piccolo-Torte), Woerle Käse, Meinl-Kaffee, Salz aus dem Salzkammergut, Wurst, Fleisch und Schinken von Marcher, Sorger, Frierss sowie Schokoladen von Zotter allesamt zu geschmalzenen Preisen angeboten werden.

Junro Weber, eine mit einem Steirer verheiratete Japanerin im blauen Dirndl, werden die in Plastik abgepackten Wiener Schnitzel mit hübsch dekoriertem Kartoffelsalat aus der Hand gerissen. Für ihren Buschenschankbetrieb in Akasaka ("Wir spielen den ganzen Tag Jodelmusik" ) sind die Österreich-Wochen die beste Werbung.

"Die Anspruchsvollsten"

Minister Berlakovich, auf Exportoffensive in Japan, bekommt erklärt, dass "die japanischen Kunden die anspruchsvollsten überhaupt sind" . "Wer in Japan verkaufen kann, hat weltweit keine Probleme" , sagt der Salzburger Richard Meikl, Chef von Meister Meat Foods in Nagoya, ebenfalls seit zwei Jahrzehnten im Land. Deswegen ist der Lebensmittelmarkt hart umkämpft.

Japan muss 60 Prozent seines Bedarfs importieren, nur bei Reis ist Nippon Selbstversorger. Die Österreicher sehen sich in harter Konkurrenz mit den Spezialitäten-Großmächten Italien und Frankreich. Aber auch kleinere Länder wie Dänemark oder Holland sind auf dem Isetran-Foodcourt deutlich sichtbar vertreten.

"Österreich gibt viel zu wenig Geld aus, um sich beim japanischen Handel Flächen zu erkaufen" , gibt sich einer der Aussteller im Gespräch mit dem Standard etwas enttäuscht. "Kein Vergleich zu dem, was die anderen tun. Aber anders geht das hier nicht."

Türöffner

"Wir sind hier nur Türöffner", verteidigt Dolly Blach von der Agarmarkt Austria (AMA) in Tokio die Strategie Österreichs. "Wir kaufen keine Flächen. Das wäre nach EU-Recht mit den Mitteln der AMA außerdem nicht erlaubt." Für die von der Außenhandelsstelle der Wirtschaftskammer organisierten Österreich-Wochen im Isetan zahle die AMA nur "einen Unkostenbeitrag" , so Blach.

Werner Michlits, Bioweinbauer aus Pamhagen im Burgenland (die Flasche Zweigelt um 1575 Yen, zwölf Euro), muss im Laufe des Tages mehrmals Kisten ins Isetan nachliefern. Er arbeitet mit dem Handelshaus Tokuoka zusammen. "Nach zwei Jahre stillem Kennenlernen sind wir jetzt gut drinnen." Das bedeute auch: Karaoke-Bars mit den Geschäftspartnern bis in die Morgenstunden. "So etwas überlebe ich nicht oft" , sagt Michlits und lacht. Aber: "Japan ist mittlerweile unser viertgrößter Markt." (Leo Szemeliker aus Tokio, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21./22.3.2009)