Wien - Wer Geld sparen will, muss sich die Hände in der Küche schmutzig machen. Christine Andel, studierte Germanistin, lehrt in ihrem Kochkurs "Vier Mäuler stopfen - Satt und gesund für wenig Geld" an der Volkshochschule im fünften Wiener Gemeindebezirk eigentlich simple Weisheiten. Die kommen jedoch im stressigen Alltag oft zu kurz.

Seit die Konjunktur eingebrochen ist, ist die Nachfrage nach "Do it yourself"-Kursen zu Themen wie Parkett selbst verlegen und Bekleidung umnähen gestiegen. Die Teilnehmerzahl hat sich verdoppelt. Sparen geht auch durch den Magen. "Keine Zeit ist kein Argument", sagt Andel. Auf die Planung komme es an. "Ich bin auch berufstätig und koche fast täglich", sagt sie und empfiehlt, einmal in der Woche einen Kochplan zusammenzustellen.

Mütter, Väter, Omas und Alleinstehende lassen sich von Andel in die Wissenschaft des Einkaufens und Kochens einweihen. Sparfüchse sind teilweise kreativ, erzählt sie: "Einmal war ein Buchhalter dabei, der Zahlen und Fakten wollte und damit genau ausrechnete, wie viel ein Erdäpfelgulasch kostet." Die städtische Mittelschicht schenke wegen der Krise den Lebensmittelpreisen wieder mehr Beachtung. "Der Speiseplan, den Ernährungswissenschafter empfehlen, ist meistens sogar billiger", sagt Andel. Sie rät dazu, weniger auswärts zu essen. Zu Hause einkapseln, auch "Cocooning" genannt, sei wieder angesagt.

Auch in Supermärkten sei Vorsicht geboten. Denn, so Andel, "die sind so gebaut, dass man möglichst viel einkauft." Die beste Maßnahme gegen die Psychotricks sei, niemals ohne Liste einkaufen zu gehen. Heimo Typplt, Konsumentenschützer der Arbeiterkammer, kritisiert im Gespräch mit dem Standard vor allem die Verpackungsgrößen der Sonderangebote: "Es ist kontraproduktiv, Konsumenten, deren Haushaltsbudget schon stark belastet ist, zu zwingen, mehr zu kaufen."

Viele Kursteilnehmer kommen aber nicht nur, um zu sparen, sondern auch, um mehr über Nachhaltigkeit zu lernen. "Der bewusste Umgang mit der Nahrung ist ein positiver Nebeneffekt der Teuerung", sagt Andel. (Julia Schilly/DER STANDARD, Printausgabe, 21./22.3.2009)