Frankfurt - Die lange Reihe düsterer Wirtschaftsprognosen für Deutschland führt jetzt die Commerzbank mit einer besonders pessimistischen Vorhersage an: Minus 7 Prozent Wirtschaftswachstum seien für 2009 nicht auszuschließen, stellte die zweitgrößte deutsche Privatbank am Montag in ihrer Konjunkturprognose fest. Das Gros der Schätzungen von Wirtschaftsforschungsinstituten liegt derzeit bei minus 4 bis 5 Prozent für das laufende Jahr.

Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer sagte: "Unsere Modelle signalisieren uns ein Minus zwischen 6 und 7 Prozent." Bisher hatte die Bank mit einem Einbruch um 3 bis 4 Prozent gerechnet. Grund für die drastische Korrektur nach unten: "Die Wirtschaft dürfte gegenüber dem vierten Quartal 2008 nicht wie wir ursprünglich unterstellt haben um 1,5 Prozent, sondern um schätzungsweise 3,5 Prozent geschrumpft sein."

Dies liege vor allem an den zurückgegangenen Auftragseingängen. "Sie sind von Dezember auf Jänner um 8 Prozent gefallen. Das ist gewaltig", erklärte Krämer. Das bedeute weniger Produktion in den Folgemonaten: "Wenn die Auftragseingänge so wegbrechen, strahlt das zumindest auf das zweite Quartal aus." Der Volkswirt rechnet deshalb mit einem weiteren Rückgang zwischen April und Juni um 1 Prozent. Erst ab Herbst werde die Wirtschaft aufhören zu schrumpfen. "Wir erwarten allerdings nur eine blutleere Aufwärtsbewegung."

Ein Minus bis zu 7 Prozent sei nicht auszuschließen, meint das Institut für Wirtschaftsforschung Halle. Konjunkturexperte Axel Lindner sagte der Nachrichtenagentur AP, derzeit sei vieles denkbar - also sei auch nicht ausgeschlossen, dass die Commerzbank-Vorhersage zuträfe. Das IWH erwartet aber weiterhin ein Minus von 4,8 Prozent für 2009.

DIW revidiert erneut nach unten

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) revidierte unterdessen seine Prognose für 2009 nochmals nach unten. Die Berliner Experten rechnen jetzt mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 4 bis 5 Prozent, wie Konjunkturforscher Stefan Kooths auf AP-Anfrage sagte. Der schlechte Start ins neue Jahr und die aktuelle Entwicklung ließen keine anderen Schlüsse zu.

Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) erwartet nach Angaben vom Montag jetzt einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4,3 Prozent für 2009. Und trotz steigender Kurzarbeit wird ein Anstieg der Arbeitslosenzahl um 1,1 Millionen vorhergesagt. Die Erfahrung zeige, dass Wirtschaftskrisen, die ihren Ursprung im Bankensektor hätten, besonders zäh seien und lange dauerten, erläuterten die RWI-Experten.

Unterdessen wächst bei den Bürgern in Deutschland die Sorge um die wirtschaftliche Zukunft: Nur 16 Prozent erwarten einer Umfrage der Allianz und der Universität Hohenheim zufolge in den kommenden zwölf Monaten eine positive Entwicklung der Gesamtsituation. Vor einem Jahr zeigten sich noch 29 Prozent der Befragten optimistisch. 55 Prozent sagten, sie sähen der Zukunft des Landes mit Sorge entgegen. (APA/AP)