Warschau - In den Fall des nach Österreich ausgelieferten mutmaßlichen früheren KZ-Aufsehers Josias Kumpf (83) könnte doch noch Bewegung kommen, wenngleich seine Taten hierzulande bereits verjährt wären. Die "Hauptkommission zur Strafverfolgung von Verbrechen gegen das Polnische Volk" hat am Montag gegenüber der APA Ermittlungen bestätigt, die auch Kumpf betreffen. Spekulationen über einen möglichen Auslieferungsantrag Polens an Wien wies der zuständige Staatsanwalt Piotr Zajac in der ostpolnischen Stadt Lublin als unzulässig zurück.

Konkret würde im Hinblick auf die Erschießung "einer unbestimmten Zahl" von Juden im Zwangsarbeitslager von Trawniki im von Deutschland besetzten Polen ermittelt, wie Zajac sagte. Im Rahmen der Untersuchung werde auch "die Teilnahme des ehemaligen US-Bürgers Josias K. an der Aktion 'Erntefest' geklärt".

Die USA hatten Kumpf, der im heutigen Serbien geboren wurde, am vergangenen Donnerstag nach Österreich abgeschoben. Sie werfen ihm vor, 1943 in Trawniki an der Erschießung von 8.000 Juden beteiligt gewesen zu sein. Während des Zweiten Weltkriegs soll er auch im Konzentrationslager Sachsenhausen im Einsatz gewesen sein sowie in Zwangsarbeitslagern im besetzten Frankreich. Nach dem Krieg lebte er zunächst in Österreich, bevor er sich um die US-Staatsbürgerschaft bewarb.

Auslieferung nach Polen

Von einem Angebot der USA, Kumpf gleich nach Polen abzuschieben, weiß Zajac nach eigenen Angaben nichts. Das Justizministerium in Wien hatte erklärt, sich gegenüber den USA dafür eingesetzt zu haben, Kumpf nach Polen abzuschieben, wo ja auch der Tatort liege. Polen solle den USA aber mitgeteilt haben, keine ausreichenden Anhaltspunkte für eine Strafverfolgung zu haben, so Sprecherin Katharina Swoboda. Der polnische Staatsanwalt bestätigte lediglich, dass es bisher nicht gelungen sei, ausreichend Beweismaterial zu sammeln, um Kumpf zu belangen. Deshalb habe es auch keinen Grund gegeben, die Auslieferung des mutmaßlichen früheren KZ-Aufsehers aus den USA zu beantragen.(APA)