Tokio - Japans Handelsdaten zeichnen ein düsteres Bild von der Wirtschaftslage in der zweitgrößten Ökonomie der Welt. Die Exporte der ostasiatischen Industrienation brachen im Februar im Vergleich zum Vorjahresmonat um 49,4 Prozent ein, weil in der Krise weltweit die Nachfrage nach Autos und Elektronikartikeln kollabiert ist. Dies ist ein neuer Negativrekord. Gleichzeitig sank der Wert der Einfuhren um 43 Prozent. Denn auch die Japaner drosseln aus Angst vor Massenarbeitslosigkeit ihren Konsum drastisch.

Die miserablen Zahlen unterstreichen, dass Japan von allen Industrienationen mit am härtesten von der Krise getroffen wird. Der Internationale Währungsfonds hat erst vor einer Woche vorhergesagt, dass Japans Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 5,8 Prozent schrumpfen wird. Für die USA sehen die Auguren einen Fall von 2,6 und für die Eurozone von 3,2 Prozent voraus.

Verantwortlich für die Schwäche ist ausgerechnet die Stärke der japanischen Industrie. In den letzten Jahren sind Japans Auto- und Elektronikhersteller weltweit und besonders in den USA gewachsen. Mit der Krise sind die Absatzmärkte jedoch plötzlich weggebrochen.

Um die entstandenen Halden an unverkauften Produkten möglichst schnell abzubauen, drosseln die Exportkonzerne ihre Produktion daher besonders drastisch. Der Autobauer Toyota beispielsweise hat vorigen Monat seine Produktion in Japan gegenüber dem Vorjahr um 64 Prozent gesenkt. Die Autoausfuhren nach Nordamerika, Hauptmarkt der Japaner, schrumpften innerhalb eines Jahres sogar um 70,5 Prozent.

Dennoch macht Richard Jerram, Chefvolkswirt der australischen Finanzgruppe Macquarie in Japan, in den schlechten Daten einen "Hoffnungsschimmer" aus. "Die Lage sollte sich in den kommenden Monaten verbessern, weil die Firmen die Anpassung der Lagerbestände abschließen", so Jerram, "dies wird zu einem Sprung der Exporte und der Industrieproduktion führen, der Japans Handelsbilanz zurück ins Plus schieben sollten."

Die Volkswirte gehen davon aus, dass die Einfuhren im Gegensatz zu den Ausfuhren weiterhin drastisch fallen werden, denn die Krise trifft die Konsumenten erst mit einer zeitlichen Verzögerung. Damit würde Japan wieder zu einer Überschussnation. Der Außenhandel würde sich aber weiterhin deutlich unter dem Vorjahr bewegen. Die Unternehmen rechnen daher nicht mit einer schnellen Entspannung. In ihrer Not haben sie Massenentlassungen angekündigt. Diese dürften die Arbeitslosigkeit ohne staatliche Gegenmaßnahmen von 4,1 Prozent im Jänner bis 2010 auf über sechs Prozent treiben. (Martin Koelling, Tokio , DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26.03.2009)