Die Partei liebt ihn nicht. Regelmäßig vor den Europawahlen fahndet die SPÖ nach einem neuen, angeblich frischeren Spitzenkandidaten, der Hannes Swoboda ablösen soll. Diesmal wollte sie ihm mit Karl Blecha gar einen 75-jährigen Pensionistenvertreter vorsetzen. Am Ende blieb doch wieder alles beim Alten: Mittwochnachmittag präsentierte SPÖ-Chef Werner Faymann Swoboda offiziell als Frontmann für die Wahl am 7. Juni.

Ebenfalls fix: FSG-Spitzenkandidatin Evelyn Regner ist auf Platz zwei. Volkshilfe-Präsident Josef Weidenholzer ist hingegen nur mit an Bord, wenn Maria Berger nicht in den EuGH kommt.

Swoboda, der mit Siemens-Chefin Brigitte Ederer verheiratet ist, nimmt die unwürdigen Umstände seiner Kür gelassen. Mehr als das innenpolitische Hickhack berührt ihn längst das Treiben im Europaparlament, wo er nach über zwölf Jahren einen viel besseren Ruf genießt: als Fachmann für Außen-, Sicherheits- und Energiepolitik, als Vizepräsident und parlamentarischer Geschäftsführer der sozialdemokratischen Fraktion.

Dass dies in der Mutterpartei zu Hause wenig gewürdigt wird, liegt wohl am allgemeinen "Desinteresse" an der Europapolitik, das Swoboda konstatiert. Und an seinem persönlichen Stil, der nicht gerade dem eines glamourösen Wahlkämpfers entspricht.

Dabei haben es seine in trockene Worte gefassten Statements inhaltlich oft durchaus in sich. Anders als die meisten Genossen leistet er es sich, pointierte Meinungen gegen die Parteilinie auszusprechen: Er erklärte die Neutralität für überholt und ist gegen verpflichtende Volksabstimmungen über EU-Verträge. Jetzt lenkt er ein: "Die Partei hat die Entscheidung getroffen, dazu stehe ich."

In der ÖVP lässt man sich bis heute, Donnerstag, Zeit, um im Parteivorstand die EU-Liste abzusegnen. Othmar Karas, langjähriger ÖVP-Delegationsleiter, kommentiert seine Chancen, dabei aus der Warteschleife geholt zu werden, im Standard-Gespräch so: "Ich rechne damit, nachdem man mir bis jetzt nicht abgesagt hat und ich der logische Kandidat bin. Aber es hat kein abschließendes Gespräch gegeben, wo man mir Ja oder Nein gesagt hätte."

Neben ihm wurden aber auch einige andere Namen gehandelt: Als Favoritin des Wirtschaftsbundes etwa Ulrike Domany, beim Pharmaziekonzern Johnson & Johnson tätig, die jetzt aber "nicht zur Verfügung" stehen will. Ebenfalls stets genannt werden: ORF-Journalist Roland Adrowitzer und die Abgeordnete Beatrix Karl. Dass Ex-Außenministerin Ursula Plassnik oder EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner überraschend als Spitzenkandidatinnen aus dem Hut gezaubert werden könnten, hält ein ÖVPler für höchst unwahrscheinlich. Der Job der Delegationsleiterin in Brüssel "wäre für beide höchst unattraktiv".

Schwierige Suche

Die beiden Oppositionsparteien FPÖ und Grüne haben ihre Kandidatensuche bereits abgeschlossen: Andreas Mölzer führt die Blauen an, Ulrike Lunacek ist nach parteiinternem Knatsch mit Vorgänger Johannes Voggenhuber Frontfrau der Grünen. Ewald Stadler dürfte für das BZÖ ins Rennen gehen. Und noch ein Kandidat wartet auf seine Nominierung, hat diese aber selbst in der Hand: EU-Mandatar Hans-Peter Martin. (jo, kmo, nw/DER STANDARD Printausgabe, 26. März 2009)