Die Wiener Polizei hat am Donnerstag nun offiziell bestätigt, dass die Identität des Opfers eindeutig geklärt ist. Es handelt sich um einen 53-jährigen Wiener. Angehörige haben den Mann identifiziert. Der 22-jährige mutmaßliche Täter zeigte sich nach wie vor schweigsam und wollte über sein Motiv nichts sagen.

Wien – Ob seine rechtsextreme Gesinnung eine Rolle gespielt hat, dass Jürgen K. (22) vergangenen Dienstag frühmorgens in der Wiener Innenstadt einen 53-jährigen Wiener zu Tode geprügelt hat, ist noch unklar. Ein Motiv konnte die Polizei bis Mittwoch noch nicht eruieren, denn K. wolle darüber „nur mit dem Richter reden", sagte Polizeisprecherin Karin Strycek. Fest steht jedenfalls, dass der mutmaßliche Täter zur Tatzeit sturzbetrunken war. Das Opfer dürfte er nicht gekannt haben.

Rechtsradikale Skinhead-Gruppe

Der 22-Jährige, der aufgrund früherer Vorfälle einer rechtsradikalen Skinhead-Gruppe zugerechnet wird, hatte gemeinsam mit Freunden im Wiener Lokalviertel „Bermuda-Dreieck" ordentlich gezecht. Ob die Saufkumpane im Lauf des Abends auch in einem Lokal in der Nähe des Judenplatzes waren, das seit Jahren als Treffpunkt der rechtsradikalen Hooliganszene gilt, war noch unklar. Die letzten Flaschen Wodka wurden jedenfalls woanders gekippt. Gegen vier Uhr früh setzten ihn seine Freunde in ein Taxi, das ihn eigentlich heimbringen sollte, doch während der Fahrt überlegte es sich der Betrunkene anders und ließ sich zurückchauffieren.

Verhängnisvolle Begegnung

Unmittelbar danach beim Taxistandplatz in der Rotenturmstraße kam es schließlich zu der verhängnisvollen Begegnung. Nach einem kurzen Wortwechsel mit dem zufällig vorbeikommenden Passanten drosch K. plötzlich derartig heftig auf den Mann ein, dass dieser kurz danach verstarb. Er erlitt Schädel und Rippenbrüche. Auf Kundschaft wartende Taxifahrer alarmierten die Polizei und lieferten auch die entscheidenden Hinweise, um den geflüchteten Schläger noch am Dienstagnachmittag auszuforschen. Mittlerweile wartet er in der Justizanstalt Josefstadt auf seine U-Haft-Verhandlung.


Erinnerung an Bezirksrat

Der Fall erinnert an den gewaltsamen Tod des Wiener Kommunalpolitikers Gottfried Natschläger, der im April 2008 ebenfalls auf offener Straße von einem erst 19-jährigen Burschen niedergestoßen worden und an der Folgen einer Schädelverletzung verstorben war. Der Täter, der allerdings keinen rechtsextremen Hintergrund hatte, kam mit einem milden Urteil davon: wegen Körperverletzung mit Todesfolge wurde er rechtskräftig zu drei Monaten unbedingter Haft plus 21 Monate auf Bewährung verurteilt.
Ein rassistisches Motiv dürfte hingegen hinter der Attacke von sechs Skinheads auf Di Tutu Bukasa, einem Vorstandsmitglied der Wiener Integrationskonferenz und Chefredakteur der Bunten Zeitung, im April 2005 gestanden sein. Das Opfer wurde in der Nähe des Nasch_marktes schwer verletzt, die Täter sind bis heute nicht gefasst. (simo, DER STANDAERD Printausgabe 26.3.2009)