Bild nicht mehr verfügbar.

"Miss-Wahlen waren ein Befreiungsschlag raus aus dem Mieder. Die Frau konnte sich selbstbewusst als Frau öffentlich zeigen und auch als solche gesehen werden", so die Journalistin Elisabeth Patsios.

Foto: APA / MOLDENVERLAG

Wien - Die Journalistin Elisabeth Patsios hat rechtzeitig zum 80. Geburtstag der "Miss Austria"-Wahlen am Samstag die Geschichte des Contests im Buch "Die Schönste der Schönen" (molden-Verlag) zusammengefasst. "Freilich kann man darüber diskutieren, ob man der Frauenwelt einen Gefallen tut, indem weibliche Attraktivität nicht nur öffentlich zum Thema gemacht, sondern auch prämiert wird", meinte die Journalistin. Bisher hat aber keine einzige ehemalige Miss ihre Teilnahme bereut.

Eine Art feministische Revolution

Und so sonderbar es klingt, in ihren Anfangstagen um die Jahrhundertwende waren Miss-Wahlen tatsächlich eine Art feministische Revolution. "Sie waren ein Befreiungsschlag raus aus dem Mieder. Die Frau konnte sich selbstbewusst als Frau öffentlich zeigen und auch als solche gesehen werden", sagte Patsios. Gleichzeitig kam mit der Garconne ein neuer Frauentyp auf, der burschikos und beruflich erfolgreich die Männerwelt aufmischte. Lisl Goldarbeiter, die erste "Miss-Austria", die im Jahr 1929 gekürt worden ist, entsprach dann aber nicht ganz diesem Ideal. "Sie war artig, zurückhalten und still", so die Autorin. Dafür brachte sie es als einzige Österreicherin zur "Miss Universum".

Die Nazis setzten der "Miss Austria" ein jähes Ende. Das Bild der angehimmelten Schönheit passte überhaupt nicht zu dem nationalsozialistische Frauenideal, in dem "Mädels" ungeschminkt und tapfer in Richtung mehrfacher Mutterschaft für das deutsche Volk marschierten. Der Wettbewerb wurde verboten.

In den kargen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg feierte die "Miss Austria" ihre Wiedergeburt - und das üppiger als jemals davor oder danach. Es setzte eine für das 20. Jahrhundert einmalige Renaissance von vollen weiblichen Formen ein, verkörpert auch in Filmstars wie Marilyn Monroe und Brigitte Bardot.

Höhepunkt 80er Jahre

In den folgenden 60er und 70er Jahren wurden die Formen wieder schlanker und der Gegenwind schärfer. Der aufkommende Feminismus und Jugendprotest ging an den Miss Austria-Wahlen jedoch überraschend spurlos vorbei. Gekürt wurden brave, nicht-burschikose Frauen, die allerdings erstmals privat nicht auf ihre althergebrachte Rolle als Hausfrau und Mutter reduziert waren.

Die 80er Jahre waren in der heimischen Geschichte ein Höhepunkt: Ulla Weigersdorfer holte 1987 den Titel der "Miss World" für Österreich. Danach folgten aber schwierige Zeiten für die Missen. Nicht Emanzipation oder Moral, sondern der Kommerz brachte den Contest beinahe um. Die Krone der Schönsten wurde vor grölenden Mengen in Vorstadtdiskotheken "entweiht", die Wahlen wurden zur reinen Fleischbeschau. Von dieser Entwicklung hat man sich bis heute nicht völlig befreien können.

Heute muss sich die Miss Austria zusätzlich mit den Model-Casting-Shows der großen TV-Sender messen. "Mit dieser medialen Konkurrenz kann man nur schwer mithalten", sagte Patsios. Doch haben die Miss-Wahlen gegenüber der Supermodel-Shows einen klaren Vorteil: Es werden dabei Frauen gekürt, die tatsächlich weibliche Formen haben. "Viele Modeschöpfer sind homosexuell, deshalb regiert auf den Laufstegen auch ein eher androgyner Frauentyp, der ihrem Geschmack entspricht", erklärte die Autorin. Die Miss Austria bleibt hingegen ein "Hetero-Ideal".

In dem Buch wird auch hinter die Kulissen des Wettbewerbs geschaut, so mancher "Skandal" aufgedeckt und es kommen zahlreiche ehemalige Missen zu Wort. Und bei aller Verschiedenheit der Frauen gibt es ein Merkmal, das die Schönheitsköniginnen quer durch alle Strömungen und Zeitgeister verbindet: "Die meisten sind blond", sagte die Autorin. (APA)