Helmut Zilk soll als ORF-Journalist regelmäßig Bargeld sowie Sachzuwendungen vom tschechischen Geheimdienst erhalten haben.

 

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Wien - Haben Polizeibeamte tatsächlich bewusst zur Vertuschung von Helmut Zilks Tätigkeiten als Informator für den tschechischen Geheimdienst beigetragen? Laut Rudolf Gollia, Sprecher des Innenministeriums, ist dieser Verdacht noch lange kein Grund für interne Ermittlungen.

"Es gibt auch im Dienst- und Disziplinarrecht Verjährungen. Und die Beamten, die in dieser Sache tätig waren, sind inzwischen in Pension oder bereits verstorben." Für das Innenministerium habe die Causa derzeit "keine Relevanz", sagt Gollia zum Standard.

Laut profil wusste die österreichische Staatspolizei schon ab dem August 1968 von Zilks Informationsdiensten für die Tschechoslowakei. Eine Reihe von Vermerken im vergangener Woche aufgetauchten Stapo-Akt weisen darauf hin. Dieser ist unvollständig: Neben Aktteilen aus den Sechzigern fehlen auch die Aufzeichnungen der österreichischen Beamten, die in die tschechoslowakische Geheimdienstakte im Jahr 1998 Einsicht nahmen.

Geld und Sachgeschenke

Dabei hatte der damalige Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Michael Sika, Ende der Neunziger - als die ersten Spionagevorwürfe gegen Zilk laut wurden - extra eine Stapo-Truppe zur "Fact-Finding-Mission" nach Prag geschickt. Die damals eruierten Fakten - sowie der Großteil der österreichischen Zilk-Akte - sind heute allerdings verschollen.

Sicher erscheint hingegen, dass Zilk für seine Informationen über den ORF und die SPÖ zwischen 1965 und 1968 offensiv Geld vom tschechoslowakischen Geheimdienst gefordert haben soll. Mehrere Dokumente, die profil in seiner aktuellen Ausgabe veröffentlicht hat, belegen dies.

Nach seiner Bestellung zum ORF-Fernsehdirektor im März 1967 wurde Zilk vorsichtiger, worauf der Geheimdienst bei der Honorierung auf Sachgeschenke umschwenkte - unter anderem einen Geschenkkorb aus einem Diplomaten-Shop mit Waren im Wert von 10.000 Schilling, was damals fast vier österreichischen Gehältern entsprach. Bis zuletzt bezog Zilk laut Geheimdienstakten aber auch Bargeld.

In den drei Stapo-Seiten, die im österreichischen Staatsarchiv auf Mikrofilm aufgetaucht sind, war im Gegensatz zum davor an die Öffentlichkeit gelangten tschechischen Originalakt keine Rede von Geldflüssen an Zilk. (red/DER STANDARD Printausgabe, 30. März 2009)