Seine Laufbahn ist untypisch für seinen Posten. Richard Kühnel ist kein EU-Kommissionsbeamter, sondern ein österreichischer Beamter. Als solcher kam er mit der österreichischen EU-Kommissarin Benita Ferrero-Waldner nach Brüssel. Seit 1. September 2008 ist er Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission in Wien und genießt es nach 15 Jahren im Ausland wieder in der Heimat zu sein.

" Es ist zwar ein Bürokratenjob, wenn man so will, aber ein Bürokratenjob der draußen passiert an der Außenfront, du sitzt nicht in einem Büro über Richtlinien gebeugt du und bastelst an neuen Entwürfen, sondern du kommunizierst und das ist unheimlich toll und lustig", sagt Kühnel bei einem Seminar europainteressierten Schüler in Wien über seinen Job. Außerdem sei er so weit weg von der Brüsseler Zentrale „vollverantwortlich für das, was geschieht, sowohl im Personalmanagement als auch Ressourcenmanagement und Budget. „Aber es ist auch ein wirklich lustiger und spannender Job."

Für seinen jetzigen Posten habe er sich beworben und an einer Ausschreibung in mehreren Runden teilgenommen und schließlich gewonnen. Dass es nicht einfach ist, einen EU-Job zu bekommen, weiß Kühnel. Bei den allgemeinen Aufnahmeprüfungen treten „10.000 Leute für 100 oder 200 Posten an. Es ist wahnsinnig schwer da hinein zu kommen."

Grundvoraussetzung für einen leitenden EU-Job, sei ein abgeschlossenes Studium und exzellente Kenntnisse mindestens zwei der 3 EU-Arbeitssprachen - Deutsch, Englisch und Französisch - notwendig. Für andere Stellen in EU-Institutionen reicht die Matura und ebenfalls gute Sprachkenntnisse.

Die neuen EU-Staaten wurden nach dem Beitritt 2004 bei Ausschreiben speziell berücksichtig, da sie auch Positionen in allen Bereichen haben sollten. In dieser Phase müssen sich die EU-Mitgliedsländer, die schon länger bei der EU sind hinten anstellen, mit ihren Kandidaten die sich für einen Posten bewerben.

Zu seinem speziellen Interesse an Europa sagt Richard Kühnel: „Ich habe immer, von Jugend an, eine enorme Faszination für Europa gehabt und wollte immer mithelfen, dass Europa auch in Österreich gut angeschrieben ist und gut ankommt." Damit habe er Europa helfen wollen, aber auch Österreich, im ganz kleinen Rahmen. (Julia Brandstätter)