Die EU braucht eine Einwanderungspolitik, davon ist Richard Kühnel, Leiter der Vertretung der Europäischen Kommission, überzeugt. Das Thema Migration, sei eines, dass Europa zwar viel beschäftige, wobei jedoch auf diesem Gebiet bisher wenig konkrete Entscheidungen durchgesetzt wurden, sagte Kühnel im Rahmen eines Seminars für europa- und medieninteressierte Schülerinnen und Schüler im Pressezentrum des Bundeskanzleramts in Wien.

Nicht nur Österreich, sondern die gesamte Europäischen Union ist auf Migranten angewiesen, um das Bevölkerungsproblem und die Überalterung in Schach zu halten. Ein System a la Amerika, also die „Green Card", die eine sehr offene Zuwanderungspolitik erlaubt, sei auch für die EU erstrebenswert, argumentierte Kühnel. Vor allem die vorbildhafte Integration in den USA sei zu begrüßen. "Migranten sind zwei Generationen später keine Migranten, sie sind Amerikaner.", ist Kühnel überzeugt. Das gehe sogar soweit, dass sich die Großeltern nicht mehr mit ihren Enkeln verständigen können.

"Blue Card"

Die Schwierigkeit ein solches Einwanderungssystem in der EU aufzubauen zeigen sich im System "Blue Card". Zum Ziel dieser Karte sagte Kühnel: „Wir wollen keine illegale Immigration, die über das Mittelmeer hereinschwappt sondern uns schon aussuchen, wen wir haben wollen, wenn wir sie brauchen." Weil sämtliche Entscheidungen und Maßnahmen gemeinsam von allen Mitgliedsstaaten getragen werden müssen, sei der Entschluss am Ende „relativ brustschwach" ausgefallen. Jetzt habe wieder jeder Mitgliedsstaat seine eigenen Reglements, wie etwa die kürzlich beschlossene „rot-weiß-rot-Karte" in Österreich.

Damit aber das Niveau unserer Bildungsinstitute, das angesichts der aktuellen PISA-Studien bereits zu wünschen übrig lässt, nicht noch weiter absinkt, sei es vor allem wichtig, die Integration zu verbessern. Entscheidend dafür sei das Verhältnis Lehrer - Schüler zu verbessern, also kleinere Klassen und mehr Lehrer zu haben. (Theresa Bahn)