Wien/Brüssel/Washington - Im Vorfeld zu der im Dezember stattfindenden großen Klimaschutzkonferenz, bei der ein völkerrechtlich gültiges Regime zur Treibhausgasbegrenzung ab 2013 beschlossen werden soll, wurden dieser Tage einige Entwürfe vorgelegt: Die US-Demokraten haben im Kongress einen Gesetzesentwurf eingebracht, wonach die Emissionen bis 2020 gegenüber 2005 um 20Prozent reduziert werden sollen. Bis 2030 sollen die Werte um 42 Prozent, bis 2050 um 83 Prozent sinken.

Der in der EU-Kommission zuständige Umweltkommissar Stavros Dimas interpretiert dies dahingehend, dass die USA bei der Klimaproblematik einen neuen Weg einschlagen. Für das Zustandekommen eines neuen Vertrags wird als wichtig angesehen, dass alle großen Industrieländer, vor allem die USA, aber auch Australien, CO2-Sparprogramme vorlegen.

Dimas präsentierte am Mittwoch ein "Weißbuch" der Kommission zur Klimawandelabschwächung. Kernpunkt ist eine europaweite Datenbank, die bis 2011 aufgebaut werden soll. Ziel ist der Austausch von Klima- und Emissionsdaten. Die Angaben wichen bisher sehr stark voneinander ab; die unterschiedlich aufbereiteten Zahlen der 27 Mitgliedsländer auf eine EU-Linie zu bringen war äußerst aufwändig.

Außerdem will die EU die Finanzierung notwendiger Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel in den kommenden drei Jahren klären. Zu den Kosten gebe es bisher noch keine Schätzungen, sagte Dimas. Bis Jahresende soll eine weitere Studie Daten dazu liefern. Weltweit werden die Anpassungskosten an den Klimawandel von der UNO auf 23 bis 55 Mrd. Dollar (17,6 bis 42 Mrd. Euro) geschätzt.

Nachhaltiges Wirtschaften inklusive Energiesparen und Klimaschonen stand auch im Mittelpunkt einer vom Umweltbundesamt initiierten Konferenz in Wien. 35 Personen im Alter zwischen 19 und 72 Jahren, die so ausgewählt wurden, dass sie einen repräsentativen Querschnitt der österreichischen Bevölkerung darstellen, diskutierten in Arbeitsgruppen und im Beisein von Experten über das "Risiko Energiegesellschaft". Quintessenz: Jeder kann und soll in seinem ureigensten Bereich zu einem "Klimawandel" beitragen.

In einem Kommuniqué finden sich 45 Empfehlungen für Politik, Wirtschaft, Gesellschaft. So soll beispielsweise die Politik Bewusstsein für Kostenwahrheit schaffen, indem Vorschriften zur einheitlichen Produktkennzeichnung erlassen werden. Die Industrie soll in Richtung ökologische Produktion umstrukturiert werden, jeder Einzelne soll bewusster konsumieren.
Das Kommuniqué ist den zuständigen Ministerien, aber auch Ländern, Sozialpartnern und Parlamentsklubs übermittelt worden. (Johanna Ruzicka, Günther Strobl, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2..4.2009)