Er war in den 60ern einer der ersten Europäer, die mit freiem Jazz experimentierten: Tomasz Stanko.

Foto: Porgy & Bess

Der Sound seiner Trompete strahlt Schwermut aus, zugleich lebensbejahende Wärme, Abgeklärtheit. Jeder einzelne Ton trägt da mitunter eine kleine Welt in sich. Wie nur wenige Instrumentalisten seines Fachs hat es Tomasz Stanko verstanden, eine ureigene, im ersten Ton identifizierbare Klangästhetik zu entwickeln, und so unterschiedlichste musikalische Kontexte mit Charisma und Substanz aufzuladen.

Stanko, mittlerweile 66, war Anfang der 1960er-Jahre einer der ersten Europäer, die mit freiem Jazz experimentierten. In den 90ern, nach Höhen und Tiefen, konnte er spätestens mit der Krzysztof-Komeda-Hommage Litania wieder Tritt fassen. Als Vertreter jener ersten Jazzergeneration der Alten Welt, die sich von den amerikanischen Stilvorgaben durch Reflexion der eigenen musikalischen Roots emanzipierte, ist Stanko längst zur europäischen Vaterfigur gereift.

In Wien, wo er schon 1966 im Rahmen von Friedrich Guldas berühmtem Jazzwettbewerb reüssierte, ist Stanko im Rahmen einer Porgy-&-Bess-Personale noch heute und morgen mit österreichischen Kollegen (Sigi Finkel, Fritz Pauer, Peter Herbert, Wolfgang Reisinger) bzw. dem Electric Quartet zu hören. (felb, DER STANDARD - Printausgabe, 7. April 2009)