Neue Rückspiegel für die alte Bim

DER STANDARD/Roman David-Freihsl

Dass es bei der Wiener Bim gelegentlich Verspätungen gibt, ist man ja gewohnt. Aber diese hat's wirklich in sich: Man werde die alten Straßenbahngarnituren der Typen E1 und E2 mit Rückspiegeln nachrüsten, kündigte ein Sprecher der Wiener Linien nach Jahren des Abwiegelns diese Woche an.

Aber so ganz über den eigenen Schatten springen - das gelingt denen bei den Wiener Linien doch nicht so recht. Denn: "Physikalische Gesetze" könne man mit so einem Spiegel auch wieder nicht aufheben; wenn es finster ist, sieht man nichts.

Und das schließt nahtlos an die bisherige "Logik" des Verkehrsunternehmens in dieser Frage an. Denn die Antworten auf die Serie von tragischen Unfällen mit Passagieren, die in Türen eingeklemmt und gelegentlich von der anfahrenden Straßenbahn mitgeschleift wurden, waren stets die gleichen.

So etwas könne eigentlich gar nicht passieren, weil die Bim-Türen absolut sicher seien. Und wenn, könne ein Rückspiegel derartiges auch nicht verhindern - und überhaupt sei es unmöglich, die alten Garnituren mit Spiegeln nachzurüsten.
Nicht nur dass Mitarbeiter der Wiener Linien behaupteten, es sei "unmöglich, von einer Tür eingeklemmt zu werden" - da wurden sogar Studien präsentiert, wonach "ein Fahrgast statistisch gesehen ungefähr 3700 Jahre lang einmal am Tag Straßenbahn fahren" müsse, "um in einen Unfall verwickelt zu werden".

Doch siehe da: Obwohl es laut Wiener Linien all diese Kinder, alten Frauen und gebrechlichen Männer, die mitgeschleift wurden, eigentlich gar nicht geben konnte - wurden vergangenes Jahr auf einmal die Türen mit neuen Sicherheitssystemen nachgerüstet. Und jetzt kommen die Rückspiegel. "Aus Sicherheitsgründen." (Roman David-Freihsl/DER STANDARD, Printausgabe, 11./12. April 2009)