New York - Österreich ist nahe einer Staatspleite - das glaubt zumindest der amerikanische Star-Ökonom Paul Krugman. "Island und Irland geht es ziemlich schlecht, Österreich könnte sich dieser Liga als drittes Land anschließen", sagte Krugman. Eine Bedrohung für Österreich ergebe sich aus den Krediten für die Länder Osteuropas, die infolge der Rezession nicht in der Lage seien, ihre Auslandskredite zu bedienen.

Die Äußerungen des Wirtschaftsnobelpreisträgers fielen bei einem Auftritt vor der Auslandspresse in New York, wie die russische RIA Novosti und die Süddeutsche Zeitung am Dienstag berichteten. Krugman wärmt damit eine Debatte auf, die in den letzten Wochen wieder etwas verstummt war. Zu Jahresbeginn wurde ein drohender Staatskollaps wegen des großen Ostengagements heftig diskutiert. Öl ins Feuer hatte eine Untersuchung des Internationalen Währungsfonds (IWF) gegossen, wonach Österreich mit einem Anteil der Ostkredite von 70 Prozent am Bruttoinlandsprodukt das größte Risiko der Region trage. Nummer zwei ist - mit Respektabstand - Belgien, das auf 26,3 Prozent komme. Der Abzug von Geldern aus der Region hätte "verheerende Folgen" - sowohl für Osteuropa als auch für Österreich, hieß es in dem Bericht.

Top-Bonität

Auch Ratingagenturen und zahlreiche Bankanalysten setzten sich betont kritisch mit Österreich auseinander. Das blieb nicht ohne Folgen für das Land: Die Risikoaufschläge für Staatsanleihen stiegen im Vergleich zu deutschen Papieren auf 1,30 Prozentpunkte, nachdem sie die letzten Jahre nahe null gelegen hatten. Noch ärger entwickelten sich die Prämien für Ausfallsversicherungen für Staatsanleihen, nach denen das Risiko eines Bankrotts Österreichs in der Gegend Italiens und Griechenland angesiedelt wird. Verwiesen wird in diesem Zusammenhang auf den breiten Schutzschirm für den Bankensektor, der mit 100 Milliarden Euro gemessen an der Größe des Landes international einer der größten ist.

Allerdings kehrte zuletzt eine leichte Beruhigung ein. Österreich hatte kaum Mühe, Staatsanleihen zu platzieren. Die Ratingagenturen beteuerten, dass Österreich - wie fast alle Euroländer - die Bestbonität AAA behalten werde. Moody's reiht das Land mit Deutschland, Frankreich, Spanien und der Schweiz in eine Gruppe mittelstarker Staaten ein. In Bezug auf die Finanzierbarkeit der Staatsschulden spricht die Agentur allerdings von einem "ernsten Test".

Nowotny: "Kein Risiko"

EZB-Ratsmitglieg Ewald Novotny widerspricht Krugman. "Die Bonität des Staates und der österreichischen Banken steht außer Zweifel", betonte Novotny, auch Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, Dienstagabend gegenüber der APA. Erst kürzlich hätten die Ratingagenturen Fitch und Moody`s das Triple A Rating für die Republik Österreich bestätigt, erinnerte Novotny.

Weiters rechnete er vor: "Die Staatsverschuldung Österreichs betrug Ende des Vorjahres 62,5 Prozent des BIP und liegt damit unter dem Mittelwert der Staaten des Euroraums. Insbesondere ist darauf hinzuweisen, dass entgegen dem zentralen Blick der USA das Osteuroparisiko differenzierter gesehen werden muss. So befinden sich 2/3 des Engagements österreichischer Banken in CESEE in EU-Mitgliedsstaaten." Fazit von Nowotny: "Es existiert kein Risiko, das nicht mit den bereits getroffenen Maßnahmen verkraftbar wäre." (APA/red, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.4.2009)