Ein Liebessuchender von vielen in "Universalove".

Foto: Stadtkino

Wien - Eine junge Frau in Marseille bangt um ihren Liebsten; ein verheirateter New Yorker Taxifahrer wird von einer profaneren Angst namens Eifersucht umgetrieben; eine patente Belgraderin hadert seit 15 Jahren mit einem liebenswerten Realitätsverweigerer. Anhand dieser und drei weiterer Erzählskizzen widmet sich die heimische Produktion Universalove zwischenmenschlichen Gefühlen als weltumspannendes Phänomen und erzählerisches Bindemittel.

Wer das Universelle, Weltumspannende einer Sache herausarbeiten will, der kommt um die Verkürzung und Verallgemeinerung nicht herum. Etliches wohnt in Universalove denn auch nahe am Klischee: der autistische japanische Computertechniker und Goldfischfreund etwa, dessen Liebeswerben von Stalking eigentlich nur schwer zu unterscheiden ist. Oder die Favela-Bewohnerin in Brasilien, die ausgerechnet dem von ihr verehrten Telenovela-Star vors Auto läuft und etwas emotionale Authentizität in sein dekadentes Dasein bringt - sie wirken wie schablonenhafte Träger von kulturellen Zuschreibungen, die nicht zuletzt das Weltkino mit befördert. Auch die Unterwasserumarmungen zweier unglücklich liebender Männer bleiben vor allem unverbindlicher Schauwert.

Das zweite universelle Motiv neben der Liebe ist Hinfälligkeit und Desolatheit: Autos springen nicht an, TV-Geräte produzieren weißes Rauschen, Computer gehen kaputt, und Brautkleider verursachen Ohnmacht. Diese labile Grundverfasstheit passt immerhin gut zur bevorzugten Stimmungslage von Naked Lunch, die Universalove mit Originalsongs ausgestattet haben.
Der mit einem Max-Ophüls-Preis ausgezeichnete Film ist nicht die erste Zusammenarbeit von Regisseur Thomas Woschitz und der Kärntner Band: Schon zur Josef-Trilogie (2004) steuerte Letztere eine Nummer bei. Sperrstunde hieß eine mittellange Arbeit von 2005, eine Sammlung nächtlicher Szenen und Begebenheiten, die Naked Lunch durchgängig vertonte (und die Enzo Brandner fotografierte, der für Universalove bei der Diagonale einen Kamerapreis erhielt).

Woschitz inszenierte diverse Videoclips - unter anderem das in einer verlangsamten Plansequenz versteckte Minidrama zu Stay oder zuletzt das Gruppenbild zum schön herzergreifenden Military of The Heart. Gewissermaßen als dritte Variante dieses spartenübergreifenden Teamworks begleiten Naked Lunch schließlich manchmal auch die Filmprojektionen live, was dem Ganzen noch einmal eine andere Facette gibt.

Nachzuprüfen ist dies am 17. April im Wiener Gartenbau, am 6. Mai im Leokino in Innsbruck und am 7. Mai am Spielboden in Dornbirn.  (Isabella Reicher/DER STANDARD, Printausgabe, 15. 4. 2009)