"Es ist nichts Anderes als heiße Luft und in böswilliger Absicht gemacht", meint Karl-Heinz Grasser im Gespräch mit Hans Rauscher zur Anzeige wegen Amtsmissbrauchs (Hintergründe siehe Artikel zur Pressekonferenz). Die anonyme Anzeige sei "eine Frechheit", so der Ex-Finanzminister. Dass es eine schiefe Optik ergab, als er nach seinem Ausscheiden aus der Politik bei einer Firma anheuerte, die von der Finanzmarktaufsicht geprüft wurde, lässt Grasser nicht gelten. Die Aufsicht sei unabhängig und weisungsfrei und habe deshalb mit dem Ministerium nichts zu tun: "Was kann man dann in der Privatwirtschaft als Finanzminister noch tun, wenn das eine falsche Optik wäre?"

Grassers Sorge um die Kleinanleger

Grasser erneuert seinen Vorwurf, dass sich bei Power International, der Nachfolgefirma von Meinl International Power, mit "Elliot Associates" ein "Geierfonds" eingekauft hätte. Hier gehe es um "kurzfristiges Kassemachen, leider Gottes zu Lasten der Kleinanleger, die hier Geld verlieren". Dies habe er immer versucht, zu verhindern: "Mein Ziel war, dass Kleinanleger Geld verdienen."

Gründe für die Verluste

Warum es mit Meinl International Power so bergab ging, beantwortet Grasser so: "Ich möchte mich sonst nicht ausreden, aber wir hatten Rahmenbedingungen, die es uns extrem schwierig gemacht haben." Erstens seien das die Finanz- und Wirtschaftskrise und zweitens die Diskussionen um die Meinl Bank und Meinl European Land gewesen. "Gegen diese Kursverluste konnten wir ganz sicher nichts machen."

Die Gehaltsfrage

Wieviel Grasser letztendlich verdient hat, will er auch auf RAU-TV nicht verraten. Nur soviel sagt er: Von den kolportierten acht Millionen Euro, müsste die Management-Gesellschaft Büros in Jersey und Bratislava, vier Direktoren, zwölf Mitarbeiter, Reise- und Rechtsanwaltskosten bezahlen. Der Ex-Finanzminister: "Wir haben hohe Aufwendungen, dass ein Gewinn übrig geblieben ist, ist richtig." Und Grasser legt Wert auf die Feststellung, dass er "das ihm zuzurechnende Einkommen aus dieser Tätigkeit natürlich in Österreich versteuert" hat.

Rauscher vs. Grasser

Bei der Abschlussfrage geraten der STANDARD-Kolumnist und der Ex-Finanzminister ein weniger aneinander. Hier ein kurzer Wortlaut-Auszug:

Rauscher: "Ihr Ausflug in die Privatwirtschaft hat also mit gemischtem Erfolg geendet."

Grasser: "Es ist schon ein Erfolg, wenn der Hans Rauscher das so kommentiert."

Eigene Verluste

Grasser räumt ein, dass er persönlich Verluste in Zusammenhang mit Meinl gemacht hat: Er habe mit MEL-Anteilen, Airport-Anteilen und Power International-Anteilen Geld verloren.

Schluss mit Politik

Danach erklärt Grasser, dass er sich in Zukunft nur mehr um seine Beraterfirma kümmern möchte. Die politische Karriere sei "endgültig an den Nagel gehängt". Damit hofft KHG auch, dass "alle parteipolitischen Angriffe, über die ich mich immer wieder zweifelhaft freuen darf, auch irgendwann der Vergangenheit angehören, weil ich gerne privatwirtschaftlich und privat tätig wäre und nicht permanent in allen möglichen Medien und Schlagzeilen reüssieren müsste."

Gegenfrage

In der RAU-TV-Gegenfrage fragt Grasser Rauscher, was er von anonymen Anzeigen halte. Die Antwort findet sich im obigen Video. (rasch, derStandard.at, 21.4.2009)