Gottfried Bechtolds Miniaturporsches auf stabilem US-Army-Untergrund.

Foto: Galerie Krinzinger

Wien - 1971 hat Gottfried Bechtold sein "Zauberlehrlingsstück" geliefert: Er wollte "etwas ganz Schnelles ganz langsam machen". Und ist nach kurzer Hinwendung zu Ferrari und Maseratti auf den Porsche gekommen. (Auch weil der sehr deutsch war und aus Wolfsburg stammt: jener Stadt, die einst "Kraft-durch-Freude-Stadt" hieß und erst durch einen englischen Besatzungsoffizier in Anlehnung an Hitlers Selbstbild - "Wolf" - zu Wolfsburg wurde. Und wo Ferdinand Porsche den Volkswagen entwickelt hat. "Einen Beschiss, weil aus den Anzahlungen nicht Autos, sondern Kriegsgeräte gebaut wurden.")

Beton war das Material, aus dem technisch revolutionären Wirtschaftswunderpotenzmittel ein Fossil zu machen. Die genaue Replik des Autos landete als Skulptur in der Universität von Konstanz. Und Bechtold hatte einen Fluch am Hals: "Der mit dem Betonporsche." Sein Lehrstück verfolgt ihn bis heute. Also: Gasgeben!

"Dreißig Jahre später trifft es mich wie ein Keulenschlag, dieses Tuch, das die Oberfetischisten kaufen: eine teutonische Autoabdeckung um 700 Euro! Die OberChamps fahren am Sonntagabend durch die Waschstraße, und dann kommt das drüber wie ein Maßanzug. Die legen ihre Autos selbsttätig still - kurzzeitig." Betonieren dagegen ist langzeitig, konsequenter. Also war klar: Man muss einen Betonporsche mit dieser Schutzhülle gießen, aus der Teil- eine Vollkonserve machen. Und das ist zunächst ein skulpturales Problem. Weil: "Hartes Material stellt weiches Material dar. Ein Faltenwurf ist vom Bildhauerischen her betrachtet einfach. Da kann man total viel mogeln; Stretch hingegen ist schwer, da sieht man jeden Fehler." Bechtold aber wollte die Hülle perfekt haben, glatt, "ohne Steppdeckeneffekt". Das Problem regte die Lust an, "forschungsmäßig" vorzugehen. Unendlich lange musste mit Betonmischungen experimentiert, Abformtechniken mussten neu entwickelt, Apparaturen konstruiert werden, um den Porsche auch „querrollen" zu können.

Jeff Koons war in dieser Zeit in Bechtolds Atelier in Vorarlberg und hat mit offenem Mund und fragenden Augen signalisiert: "Warum kannst du das alles, warum machst du das alles selbst?" Bechtold begründete die Bastelei mit "Lust" und dem Selbst-Probieren als einziger Möglichkeit, auf Detailfragen überhaupt erst zu kommen: "Man lässt ja auch nicht von jemand anderem bumsen!" Und schließlich ist das wie mit einer Wallfahrt. Die Gebete am Weg sind auch schon Teil des Ziels.
Und dann sind da noch zwei Aspekte: "Ein Auto ist ja nur von praktischem Nutzen, wenn es einen Innenraum aufweist." Und also kann man so einen Porsche auch stilllegen, indem man ihn so weit presst - "seine Moleküle in andere Raumkoordinaten bringt" -, bis innen kein Platz mehr ist. Und: "Die Kunstgeschichte ist voller Reiterstandbilder - ein ausgiebig abgehandeltes bildhauerisches Problem. Nur Autos, die Pferde unserer Tage, wurden kaum je als skulpturale Aufgabe wahrgenommen." Die Galerie Krinzinger zeigt nun Gussformen als "kaltschnäutzige artefacte". Der Porsche ist also dort, und auch wieder nicht. (Markus Mittringer/DER STANDARD, Printausgabe, 29. 4. 2009)