Das Geräusch, wenn der Ständer im Kreisverkehr aufsetzt, reißt sogar in den Verkehrslärm von Mailand ein Loch und mich fast von der neuen GTS Super 125. Die macht ordentlich auf dicke Hose und schlüpft ins Kleid der GTS 300. Schaut mächtig dicker aus als die Einsteiger LX; und nicht nur das, die GTS Super geht auch ganz anders - grad in Mailand.

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Jetzt nicht wegen des Motors. Vespa verbaut das bekannte 125er-Aggregat mit Einspritzung. Na Moment, ein paar Änderungen gibt es schon. Beim Starten ist die GTS Super leiser. Ist mir aber wurscht, weil beim Anreißen sind die Roller eh eine Volksweise gegen die offene Chopper vom Axel Föhn, die erst beim dritten Versuch anspringt und das dann mit drei bis vier Fehlzündungen der Öffentlichkeit preisgibt.

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Beim Preis gibt es auch was - nämlich gleich zum Verkaufs-Start im Juni einen Aktionspreis: 4450 Euro legt man für die GTS Super 125 ab. Dafür spart sie dann extra mit dem Sprit - ein Nebeneffekt des neuen elektronischen Kühlsystems. Ach ja, die GTS Super ist wassergekühlt.

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Was das in Mailand heißt? Bei den fast 30 Grad bei der Testfahrt in der permanenten Rushhour von Mailand, hat der Lüfter schon nach wenigen Kilometern das erste Mal Dienst und kann nicht locker in der Hängematte liegen.

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Das können dafür die Service-Techniker von Vespa: Piaggio erhöht das Service-Intervall von 6000 auf 10.000 Kilometer. Eine Strecke, die ich heute nimmer schaffe, wenn der Ständer nicht bald zum Aufsetzen aufhört. Bei dem Geknarze vergesse ich gach noch zu erzählen, warum die Vespa GTS Super jetzt so viel besser ist als die LX. Wegen des Fahrwerks nämlich.

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In Mailand gibt es ein superfesches Kopfstein-Pflaster. Das ist so glatt, dass man sich echt zusammenreißen muss, um durch die Spiegelung den Italienerinnen nicht unter den Rock zu schauen. Einem Roller taugen solche gepflasterten Straßen aber weniger als dem hormonverstauten Alpenländer. Die kleinen 12"-Räder tun sich mit den vielen kleinen Stößen echt schwer. Das muss dann das Fahrwerk ausbügeln.

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Und wenn man es mit der LX richtig beherzt angeht, dann hat sogar der Zahnarzt was davon; weil es einem die Plomben rausprellt, als würde man sich mit einem cholerischen Presslufthammer den Zahnbelag entfernen wollen. Da muss man mit der Vespa LX schon ein bisserl aufpassen, dass es einen da nicht bei einem der Straßenbahn-Gleise von der Wespe reißt.

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Mit der GTS Super ist der Mailänder-Belag kein Problem. Der Zahnarzt gesellt sich zum Service-Techniker, und beide machen sich ein schönes Leben, während mich hier die 14,9 Pferdestärken dazu nötigen, mit aufsitzendem Ständer durch den Kreisverkehr zu fahren. Jetzt ist der Grip eh schon nicht so gut, aber der vom Ständer ist gleich noch schlechter als jener der Reifen, auf dem zusammengerutschten Asphalt.

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Ich dergleng aber noch die Ausfahrt und lasse alle 12 Newtonmeter Drehmoment zum Beschleunigen antreten. Ich will noch zum Duomo. Na wenn ich schon in Mailand bin. Und dann einen Caffè. Und ein Wasser. Natürlich direkt am Platz. Deppensteuer inklusive. Aber das Loch, das mir der Wirten ins Geldbörsel reißt wie ein aufsetzender Ständer in den Verkehrslärm von Mailand, macht mir nix aus, weil wenn ich die Wespe im Kreisverkehr weggeschmissen hätte, wäre das weitaus schlimmer gewesen. Aktionspreis hin oder her - die geschrottete Vespa hätte nämlich auch ein Loch ins Herzerl gerissen. (Guido Gluschitsch, Foto: Milagro)

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