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Jean Lambert sitzt seit 1999 als einzige Grüne aus London im Europäischen Parlament.

Foto: Archiv

Jean Lambert will Dinge genau wissen, von den anderen lieber gar nichts hören wollen: Verfügt die EU-Kommission über Daten oder Statistiken über die Zahl der Asyl suchenden Kinder, die in Europa in Haft sind? Wie viele Personen wurden von der EU-Agentur zum Schutz der Außengrenzen (Frontex) vor dem Ertrinken gerettet? Wie vielen wurde von Frontex Zugang zu einem Asylverfahren ermöglicht? Solche Fragen stellt die 58-jährige britische EU-Abgeordnete, die den Grünen angehört. Als das Europäische Parlament nun über ein Maßnahmenpaket zur Verbesserung des EU-Asylsystems abstimmte, nahm das Parlament nun auch ihren Bericht zur Schaffung eines europäischen "Asyl-Support-Office" an.

Das Büro soll Expertisen einholen, die Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten fördern und ein Frühwarnsystem einrichten, um große Zuströme von Bewerbern rechtzeitig voraussehen zu können. "Ich glaube, die Asylpolitik in Europa sollte nicht auf Abschreckung, Leiden und der Haltung basieren: Sie haben Glück, hier zu sein, seien Sie dankbar für das, was Sie bekommen", sagt sie. Man müsse die Asylpolitik mit Entwicklungsförderung verknüpfen.

Die ehemalige Lehrerin liebt ihre Heimatstadt. Geduldig erklärt sie denn auch den Londonern auf ihrer Webpage, dass sie nicht im Westminster, sondern in Brüssel im Parlament zu finden sei. Ihr Engagement geht aber weit über Europa hinaus. Sie kritisiert, dass nigerianische Korruptionsbekämpfer abgesetzt werden und der Staat Nigeria trotzdem der größte Einzelempfänger des 10. Europäischen Entwicklungsfonds ist. Sie empört sich, dass Cynthia Nicole Moreno, die sich für die Rechte transsexueller Menschen in Honduras eingesetzt hatte, erschossen wurde.

Lambert, eine begeisterte Tänzerin und Krimileserin, hat aber offenbar auch Humor. Als bei den britischen Grünen erwogen wurde, ob man wie die deutschen Grünen forcieren sollte, dass Frauen nicht mehr Hausarbeit als Männer machen dürfen, sagte sie: "Mein Mann findet die Idee brilliant, obwohl er noch immer darauf wartet, dass ich ihr zustimme." (awö/DER STANDARD, Printausgabe, 13.5.2009)