Schriftzug von Roman Ondák auf dem Dach des Wien Museums.

Foto: Wien Museum

Wien - Zu seinem 50-jährigen Jubiläum übt sich das Wien-Museum in Selbstbespiegelung: Für die Ausstellung "Fifty Fifty" hat Direktor Wolfgang Kos zeitgenössische Künstler eingeladen, sich spielerisch-kritisch mit dem 1959 eröffneten Oswald-Haerdtl-Bau am Karlsplatz auseinanderzusetzen. Die Ergebnisse dieser "Hausbesetzung", bei der ab morgen, Donnerstag, alles außer die eigentlichen Ausstellungsräume bespielt wird, reichen vom ausgestopften Kanarienvogel bis zum überdimensionalen Stiegengeländer.

Kos, der gemeinsam mit Gudrun Ratzinger kuratierte, sprach in einer Pressekonferenz am Mittwoch von einer "Einschleichaktion" bei laufendem Betrieb. Insgesamt verteilen sich Werke von 23 Künstlern im und rund um das gesamte Areal. Sie korrespondieren auf unterschiedliche Weise sowohl mit der Architektur des Hauses als auch dem gesellschaftspolitischen Klima der 1950er Jahre.

Künstlerische Zitate gestalterischer Details können Besucher bereits vor dem Kauf einer Eintrittskarte besichtigen. So hat Werner Feiersinger einen Teil des Geländers aus dem zweiten Stock als überdimensionale Skulptur vor den Eingangsbereich transformiert. Angrenzend befindet sich Andreas Fogarasis "Landmark" - ein Rhombus aus Marmor, der aus jenem Material gefertigt ist, das auch Haerdtl für das Museumsfoyer verwendet hat. Zudem modelte Roman Ondak die drei Meter hohen "Wien Museum"-Lettern auf dem Dach zum Schriftzug "Ein Museum" um, wodurch die ursprüngliche Werbebotschaft des Logos verloren geht.

Auch die Arbeiten in den Innenräumen seien "Störungen des Gebäudes", da sie sowohl mitten im Weg lägen als auch die Rezeptionsgewohnheiten der Museumsbesucher irritierten, beschrieb Ratzinger das Konzept von "Fifty Fifty". So akzentuiert eine von Gerwald Rockenschaub grün bemalte Wand das Stiegenhaus zwischen erstem und zweiten Stock. Dabei handelt es sich ausgerechnet um jenes Mauerwerk, wo seit seiner Eröffnung ein Leitobjekt des Museums, eine 320 alte Turmbekrönung des Stephansdoms, hängt.

Manche Projekte beziehen sich auf im Laufe der Jahre erfolgte bauliche Eingriffe. Adrien Tirtiaux ließ etwa eine nachträglich eingefügte Zwischenwand umknicken, worauf durch das dahinter liegende Fenster wieder Sonnenlicht dringen kann. Außerdem wurde die alte Sitzkassa entstaubt und vom Depot ins Foyer verfrachtet, wobei Heimo Zobernig auf das funktionslos gewordene Teil einen weißen Kubus gesetzt hat.

Andere Werke verhandeln den Zeitgeist der Nachkriegszeit etwas breiter. Eines der originellsten Objekte ist dabei ein für die 1950er Jahre typisches Haustier, ein auf "Hansi" getaufter ausgestopfter Kanarienvogel, den Namensvetter Hans Schabus unter dem Glasdach des 17 Meter hohen Atriums versteckt hat. Eine Anordnung von mehr als 200 Postkarten mit funktionalistischen polnischen Kulturbauten präsentiert hingegen Lukasz Gorczyca. Ein Katalog zur Ausstellung, die bis 11. Oktober zu sehen ist, erscheint Mitte Juni. (APA)