Sony Pictures, Region 2

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Rein äußerlich würde man die kindliche Seele der beiden kaum vermuten: Bei Brennan (Will Ferrell) und Dale (John C. Reilly) handelt es schließlich um zwei korpulente krausköpfige Mannsbilder, die bald ihren vierzigsten Geburtstag feiern. Doch Alter, das predigen zumindest unaufhörlich Lebensratgeber, ist eine Sache der persönlichen Einstellung. Und so haben Brennan und Dale die Welt der Erwachsenen nie angenommen - sie hat es ohnehin nie allzu gut mit ihnen gemeint. Im schützenden Nest des Familienheims gehen sie regressiven Hobbys nach: Dale hütet beispielsweise sein Schlagzeugset wie den heiligen Gral und trägt gerne Chewbacca-Masken, während Brennan wie jeder Nerd gerne mit Schwertern hantiert und zum Frühstückfernsehen die Hand nicht aus der Hose bekommt.

Stiefbrüder ist die jüngste Zusammenarbeit zwischen Regisseur Adam McKay und dem US-Komiker Ferrell. Diesem Team, das aus der legendären TV-Comedy-Schiene Saturday Night Fever hervorging, verdankt die Filmgeschichte zwei der anarchischsten US-Nonsens-Komödien, Anchorman, die immer noch beste Auseinandersetzung mit der notorischen Eitel- und Dämlichkeit von News-Sprechern, und Talladega Nights, den bis dato komischsten Rennfahrerfilm.

Mit Stiefbrüder betreten die beiden Terrain, das zuletzt eher Regisseur Judd Apatow für sich vereinnahmt hat (er fungiert nunmehr als Produzent): die immerwährende Adoleszenz einer neuen Männergeneration. Stiefbrüder gibt dieser Formel allerdings in der für McKay/ Ferrell typischen Übertreibung eine geradezu perverse Note: Nach ersten Rangkämpfen finden die beiden im geteilten Heim der bisherigen Single-Eltern zu einer Allianz, die sich als therapieresistent erweist. Fast müßig zu sagen, dass McKay/Ferrell dabei auch alle Schamgrenzen mühelos überwinden. Wer immer schon erwachsene Männer schlafwandelnd Küchen verwüsten sehen wollte: Das ist Ihr Film! (Dominik Kamalzadeh /DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.5.2009)