Wien - Der Abschied der amtierenden Theaterkuratoren der Gemeinde Wien (sie sind für Projektförderungen zuständig) vollzieht sich eher still und leise: Angela Glechner, Marianne Vejtisek und André Turnheim scheiden mit 31. Mai aus dem Amt. Das Kulturamt der Stadt Wien hat Andrea Amort, Angela Heide und Jürgen Weishäupl bereits zu Nachfolgern bestellt.

Wien ist manchmal anders: Die durch die "Leitlinien" der Theaterreform gebotene Installierung eines Gremiums von Tanz- und Theaterexpertinnen wirft Fragen auf, die auch die (noch) im Amt befindlichen Kuratoren nicht ohne weiteres zu beantworten wissen. So beschloss das Wiener Kulturamt (MA 7) jüngst, die Vergabe der Fördersummen künftig kalenderjährlich zu verrechnen.

Eine Maßnahme, die die Gebarung der Kuratoren einschneidend trifft: Alle Empfänger einer Zwei-jahresförderung - darunter belobigte Aufsteiger wie DANS KIAS oder God's Entertainment, die mit jeweils 160.000 Euro zu Buche schlagen - können sich der kalendarisch garantierten Ausschüttung der ihnen im Jänner 2009 zuerkannten Subventionen ("bis September 2011") nicht mehr sicher sein. Turnheim: "Wir haben in der nämlichen Frage vor kurzem einen Brief an Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny gerichtet. Er wurde bis heute nicht beantwortet."

Das Fazit der pünktlich das Feld räumenden Experten fällt überhaupt menschlich und fachlich leise enttäuscht aus: "Die große Offenheit, die uns vor zwei Jahren aus Anlass unserer Installierung entgegenschlug, ist aufseiten der Beamtenschaft einer Politik des Schweigens gewichen."

Vermisst wird jener Enthusiasmus, der einst zur Formulierung von Reformvorgaben geführt hat: "Man bekommt den Eindruck, die Stadt sei einfach gar nicht vorhanden", so Vejtisek und Turnheim.

Die Lage ist paradox: Die Kuratoren gebieten über einen Topf von gerade einmal 2,5 Millionen Euro. Auf diesem, den "Freien" gewidmeten Geld laste ein "enormer symbolischer Druck" (Turnheim). Temporäre Förderentscheidungen würden von "pragmatischen" Interventionen des Kulturamts, geschöpft aus dem sagenumwobenen "Strukturfördertopf" (7,5 Millionen Euro), locker konterkariert. Ergebnis: Die eigenen Kuratoren werden nach zwei Jahren geschasst. Das Know-how dreier Praktiker geht spurlos verloren. Vejtisek: "Wir wollen hier nichts mehr werden. Aber dass man vorhandene Wissenspotenziale derart leichtfertig verschleudert, das tut weh!" (Ronald Pohl / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15.5.2009)