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Jane Goodall bei ihrem Besuch in Wien

Foto: APA/Fohringer

Wien - Einst studierte sie in Afrika das Verhalten von Schimpansen, heute reist sie um die Welt, um mittels Vorträgen gegen die Ausrottung der Menschenaffen und für den Umweltschutz zu appellieren: die britische Forscherin Jane Goodall. Am Dienstagabend stellte sie in Wien im Rahmen des Allianz Medienforums ihr Projekt "Tacare" vor. Ziel der Initiative ist, auf die Armut im afrikanischen Tansania aufmerksam zu machen, die Dörfer dort finanziell zu unterstützen, den Abbau von Bodenschätzen im Urwald zu bremsen - und so auch Lebensraum für die Schimpansen zu schaffen und zu erhalten.

Faszination Schimpansen

Die 75-Jährige erinnert sich immer noch gerne an ihre Zeit bei den Menschenaffen im Dschungel des Gombe Nationalparks am Ufer des Tangajika-Sees in Tansania. "Das beeindruckendste Erlebnis war die Entdeckung, dass die Schimpansen Werkzeuge herstellen und verwenden", erzählt die Forscherin. Die Tiere benutzen Äste, um in hohlen Bäumen nach kleinen Tieren zu stochern.

Eine bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnis, denn diese Tätigkeit setzt hohe Intelligenz voraus. "Damals hatte man gedacht, dass nur Menschen Werkzeuge machen können", erklärte sie. Wichtige Erkenntnisse erlangte sie auch über die soziale Beziehung zwischen einer Affenmutter und ihrem Nachwuchs. "Frühe Erfahrungen in den ersten Lebensjahren sind enorm wichtig und prägend für das restliche Leben des Jungen - genau wie beim Menschen."

Wunschziel Afrika

Schon seit ihrer Kindheit wollte Goodall nach Afrika, um den Kontinent kennenzulernen. Mit 23 Jahren wagte sie diesen Schritt und reiste nach Kenia auf eine Farm, die den Eltern einer Schulfreundin gehörte. Damals wusste sie noch nicht, dass sie einmal zu den bedeutendsten Verhaltensforschern der Welt zählen wird. Der Umzug von Europa nach Afrika war für die Britin kein Kulturschock: "Das Leben dort war zwar total anders, aber es gab keine Probleme, es war nicht hart."

Die Idee, freilebende Schimpansen zu erforschen stammte nicht von ihr, sondern vom Anthropologen und Archäologen Louis Leakey, bei dem sie kurz nach ihrer Ankunft in Afrika eine Anstellung fand. "Ich wollte mit Tieren arbeiten, ich hätte aber jedes studiert", so Goodall. Leakey wollte vom Verhalten der Menschenaffen Rückschlüsse auf die Vorfahren der Menschen ziehen. Und in der Tat: "Die Menschenaffen sind uns so ähnlich", schwärmte die Forscherin.

Die Gegenwart

Die Britin strahlt heute Ruhe und positive Energie aus: Die einst blonden Haare sind inzwischen ergraut, meistens trägt die Forscherin sie zu einem Pferdeschwanz gebunden. Konnte sie die Zeit zurück drehen, sie würde es nicht machen. "Ich würde einige persönliche Dinge ändern, aber nichts was meine Karriere anbelangt", meinte sie nachdenklich.

Die Verhaltensforschung gehört heute der Vergangenheit an, nun reist sie um die Welt um mittels Vorträgen gegen die Ausrottung der Schimpansen zu kämpfen, über Schutzmaßnahmen für Natur und Tiere zu verhandeln und neue Projekte ins Leben zu rufen. Für ihr unermüdliches Engagement wurde ihr 2002 der Titel einer UN-Friedensbotschafterin verliehen. 300 Tage im Jahr ist sie nun auf Achse, zweimal pro Jahr besucht sie den Gombe Nationalpark und ihre Schimpansen - "aber nur kurz". Ihr Leben in Afrika vermisst sie, aber der Kontinent sei immer bei ihr in ihrem Herzen. (APA/red)