Wien - Die fünf Bewerber für den Chefposten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) in Wien präsentieren sich heute, Dienstag, offiziell dem Gouverneursrat der Organisation. Eine Vorentscheidung, welcher Kandidat das Rennen um die Nachfolge Mohammed ElBaradeis gewinnen könnte, ist nicht zu erwarten. Noch habe sich kein Konsenskandidat herauskristallisiert, sagten Diplomaten bei der IAEO. Eine erste informelle Abstimmung soll laut Diplomaten am 9.Juni stattfinden. Die offizielle Abstimmung könnte möglicherweise erst nach der regulären Ratssitzung stattfinden, die am 15. Juni beginnt.

Neu sind die drei europäischen Kandidaten: Der frühere slowenische IAEO-Botschafter und jetzige Verfassungsrichter Ernest Petriè, der belgische Exvizepremier Jean-Pol Poncelet sowie der Spanier Luis Echavárri, der die Nuklearagentur NEA der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Paris leitet. Der Japaner Yukiya Amano und der Südafrikaner Abdul Samad Minty, beide IAEO-Botschafter, hatten sich in einer ersten Runde im März einer Abstimmung gestellt. Trotz eines deutlichen Vorsprungs des Japaners erreichte keiner der beiden die notwendige Zweidrittelmehrheit im 35-köpfigen Gouverneursrat.

Diplomaten schätzen eine rasche Einigung als schwierig ein. Die erste informelle Abstimmung diene dazu, die Liste um ein bis zwei chancenlose Bewerber zu verkürzen, hieß es aus IAEO-Kreisen. Im Vorfeld der ersten Bewerberrunde hatte sich gezeigt, dass der Gouverneursrat in Fragen der zukünftigen Rolle des Generaldirektors und der Schwerpunktsetzung der Behörde gespalten ist.

ElBaradei gibt sein Amt nach zwölf Jahren Ende November ab. Sein Nachfolger wird auf Grundlage einer Empfehlung des Gouverneursrats durch die Generalkonferenz im September gewählt. (raa/DER STANDARD, Printausgabe, 26.5.2009)