Wien - Österreichs Strombranche sieht sich von mehreren Seiten unter Druck gesetzt, ohne entsprechenden Gegendruck ausüben zu können. "Wir können nur warnen", sagte der Präsident des Verbands der Elektrizitätsunternehmen Österreichs (VEÖ), Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber, in einer Pressekonferenz am Dienstag.

Zum einen sei das die Frage der Rechnungslegung. Nach dem Wunsch des Regulators sollen Bezieher von Strom und Gas künftig getrennte Rechnungen erhalten - eine für den Energie-, eine für den Netzanteil. Damit soll die Transparenz erhöht werden. Anzengruber bezweifelt das: "Im Extremfall kann es sein, dass ein Haushalt bis zu vier verschiedene Rechnungen erhält, zwei für Strom, zwei für Gas. Das kann es wohl nicht sein."

Nicht nur die Versandkosten würden in die Höhe schnellen; auch für die Kunden sei es mehr als mühsam, müssten doch bis zu vier verschiedene Abbuchungsaufträge eingerichtet werden. Und ob das ein mehr an Transparenz mit sich bringe, sei ebenfalls zu bezweifeln.

Der VEÖ schlägt stattdessen vor, dass sämtliche Kunden mit ihrer Rechnung ein Deckblatt erhalten sollen, auf dem die einzelnen Posten klar und übersichtlich dargestellt sind. Nach derzeitigem Stand dürfte dieser Vorschlag aber wenig Chance auf Realisierung haben. Und dies, obwohl laut einer vom VEÖ bei Gallup in Auftrag gegebenen Umfrage sich 74 Prozent der österreichischen Stromkunden eine gemeinsame Rechnung von Netz und Energie wünschen.

Ein weiteres Problem sieht die Branche in der Art und Weise, wie Umweltverträglichkeitsprüfungen durchgeführt werden. "Statt wie vom Gesetz vorgesehen dauern solche Verfahren im Durchschnitt zwei bis 2,5 Jahre", sagte Anzengruber. Der Vorschlag des VEÖ, künftig auch Aspekte wie Versorgungssicherheit und Klimaschutz in einer Gesamtbetrachtung zu würdigen, sei in der Novelle zum Umweltverträglichkeitsprüfungsgesetz nicht berücksichtigt worden.

"Wir hoffen, dass der Ministerrat in der kommenden Woche das noch repariert", sagte VEÖ-Generalsekretärin Barbara Schmidt. Milliardeninvestitionen würden sonst in der Luft hängen. (stro, DER STANDARD, Printausgabe, 3.6.2009)