Madrid - Der Literaturnobelpreisträger José Saramago hat den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi als "Virus" und "Verbrecher" bezeichnet. In einem Artikel für die spanische Zeitung "El País" schreibt der portugiesische Schriftsteller, Berlusconi sei eine "Krankheit und ein Virus", das das Land Giuseppe Verdis in den moralischen Tod zu treiben drohe.

Der Autor nannte den Regierungschef eine "Sache, die in gefährlicher Weise einem menschlichen Wesen ähnelt". Berlusconi verstoße nicht nur gegen Gesetze, sondern schaffe auch welche, die seinen eigenen Interessen dienten, heißt es in dem Artikel Saramagos. Persönlichkeiten wie Giuseppe Garibaldi oder Giuseppe Verdi hätten Italien im 19. Jahrhundert zu einem geistigen Vorbild für Europa gemacht. "Die Sache Berlusconi will diese Errungenschaften auf den Müllhaufen der Geschichte werfen. Werden die Italiener das zulassen?"

Die Madrider Zeitung "El País" hatte am Freitag als erstes Blatt in Europa fünf der von Berlusconis Luxusvilla Certosa auf Sardinien geschossenen Bilder veröffentlicht. Berlusconis Anwalt Niccolò Ghedini kündigte umgehend an, die spanische Zeitung verklagen zu wollen, weil die umstrittenen Fotos "illegal" gemacht worden seien. Berlusconi habe sie nicht erlaubt, sie verletzten seine Privatsphäre.

Der Fotograf Antonello Zappadu, der die Bilder aufgenommen hatte, sagte dem kolumbianischen Sender Caracol Radio, er fürchte den italienischen Regierungschef mehr als die Guerilla in Kolumbien. Der Italiener hatte zuvor über den Guerilla-Kampf in dem lateinamerikanischen Land berichtet. (APA/dpa)