Link
Mercedes AMG

Grafik: DER STANDARD

"Auch die deutschen Automobilingenieure werden sich", sagte ein für Besonnenheit, Kompetenz und Weitblick bekannter Kollege, "an dieses scheibenförmige Ding gewöhnen müssen, das zwischen Motor und Getriebe sitzt und Autos umweltfreundlicher macht." Gemeint ist damit jener Elektromotor-Generator-Starter, der einen Vollhybrid-Antrieb auszeichnet. Nun, es ist so weit, pflichtgemäß hat Mercedes die Nase vorne und bietet ab Herbst das erste vollwertige europäische Hybridfahrzeug an. Wie schon in der Vergangenheit üblich, wird die neue Technologie "von oben" eingefädelt. Mercedes S 400 Blue Hybrid also.

Gleich vorab: Mercedes und Hybridantrieb, das ist eine feine Sache, weil man nichts davon merkt. Selbst wenn sich der Motor automatisch abstellt und dann wieder startet, kriegt man nicht wirklich was davon mit. Die Zusammenarbeit von Benzin-, Elektromotor und Bremsen funktioniert hervorragend. Bei leichtem Bremsen übernimmt nämlich der E-Motor, der gleichzeitig Starter und Generator ist, die Arbeit und speist Energie zurück in die Batterie. Erst wenn die Bremswirkung des Generators nicht mehr ausreicht, übernehmen die Scheibenbremsen die Arbeit.

Das große Display über der Mittelkonsole zeigt den jeweiligen Betriebszustand und weckt so auch den Ehrgeiz zum Spritsparen.
Foto: Werk

Beim Beschleunigen drückt der Elektromotor den Verbrennungsmotor in einen Betriebspunkt mit besserem Wirkungsgrad. Der Starter-Generator ist in der Lage, den Motor so weit hochzudrehen, dass er mit der ersten Einspritzung sofort anspringt, also mit minimalen Emissionen beim Starten und ohne das typische Startergeräusch.

Dies hat zur Folge, dass der 3,5-Liter-V6-Benzinmotor deutlich weniger verbraucht und damit CO2 ausstößt. Dabei ist der Elektromotor kein Riesending. Es genügen 15 kW (20 PS) für seine unterstützende Tätigkeit, doch immerhin weist er ein Drehmoment von 160 Nm auf. Der CO2-Ausstoß ist mit 190 g/km respektabel, liegt also doch schon unter einem vergleichbaren Dieselfahrzeug und ermöglicht einen deutlich niedrigeren Schadstoffausstoß (null Partikel, weniger NOx), ohne hochkomplizierte Abgasreinigung.

Der Marktstart der Hybrid-Version ist zugleich der für die S-Klasse-Modellpflege. Kennzeichen: markanteres Design, sparsamere Motoren.
Foto: Werk

Das gibt's doch bei Lexus schon länger, könnte man jetzt sagen, was im Großen und Ganzen auch stimmt. Neu ist hier aber der erstmalige Serien-Einsatz einer Lithium-Ionen-Batterie im Auto, die wir bis jetzt nur von Handys, Laptops und Kameras her kannten. Das System wurde gemeinsam mit Continental entwickelt und kommt mit einer sehr kleinen Batterie aus, die anstatt der Starterbatterie im Motorraum sitzt, die wiederum unauffällig im Kofferraum untergebracht wurde. Durch die Hybridtechnik inklusive Batterie, Starter-Generator und Leistungselektronik erhöht sich das Fahrzeuggewicht lediglich um 75 Kilogramm. Auf die Lithium-Ionen-Batterie entfallen 25 kg davon.

Und eines kommt auch klar raus: Von den gewohnten Eigenschaften in der oberen Premiumklasse müssen keinerlei Abstriche gemacht werden, das hat man trotz oder gerade wegen der Scheibe zwischen Motor und Siebengang-Automatik geschafft. (Rudolf Skarics/DER STANDARD/Automobil/5.6.2009)