Jetzt verboten: Bier darf nur noch in den Lokalen des MQ gekauft und aus den Pfandbechern getrunken werden

DER STANDARD/Matthias Cremer

Pünktlich zum Sommerbeginn bietet der Shop des Museumsquartiers (MQ) die neuen "Enzi-Becher" an. Getrunken werden muss in Zukunft aber wo anders. "Das Konsumieren von alkoholischen Getränken, die nicht in den Gastronomie-Betrieben des MQ erstanden und in MQ-Mehrwegbechern ausgeschenkt wurden, ist nicht gestattet", besagt Punkt eins der neuen Hausordnung. "Bitte draußen bleiben" müssen künftig auch Radfahrer, Skater, Zeitungs-Verkäufer und Musik ist unerwünscht.

"Zuerst habe ich gedacht, die Securities machen einen Scherz", sagt Teresa E. Am Freitag wollte sie mit ihren Kollegen von der Fachhochschule Wien auf den Studienabschluss anstoßen. Von den Steinstufen rund um die Bäume im Hof wurden sie sofort vertrieben, denn die müssen ab sofort frei gehalten werden. Dass die Enzi durch den Regen nass waren, ließen die Sicherheitsleute nicht gelten. Sobald der Sekt ausgepackt wurde, forderten die Wachleute die jungen Leute höflich auf, den Hof zu verlassen.

"Öffentlicher Platz"

"Freiheit im MQ!" fordern Montagnachmittag 4.500 User auf Facebook, die innerhalb eines Tages der Gruppe beigetreten sind. Die zweite Aktion im Internet "Bring your own beer!" lädt dazu ein, einander am 20. Juni um 18 Uhr lautstark im Hof des MQ zuzuprosten. Die Organisatoren argumentieren: "Das MQ ist ein öffentlicher Platz und wird mit unseren Steuergeldern finanziert, im Jahr 2005 mit circa elf Millionen Euro. Wir sehen nicht ein, wieso wir dazu gezwungen werden sollten, das Bier vor Ort zu kaufen."

Es gehe nicht darum, den Umsatz der MQ-Gastronomie zu steigern, heißt es in einer Aussendung des MQ. "Es ist aus Sicherheitsgründen aber notwendig, einige neue Maßnahmen zu setzen, die die besondere Atmosphäre aber keinesfalls stören sondern erhalten sollen", sagt Direktor Wolfgang Waldner. "Das hat doch das MQ ausgemacht, dass es ein Versammlungsplatz für Studierende und alle mit kleinem Budget ist und es eine gewisse Freiheit gibt", kritisiert Teresa. Das MQ beklagt hingegen die Kosten, die durch den Müllberg entstehen würden, den die rund 3,5 Millionen Besucher pro Jahr hinterlassen.

"Unfälle"

Das Verbot von Radfahren, Skaten und Inlineskaten, das bereits seit der Eröffnung des MQ besteht, wird in Zukunft rigoros umgesetzt. "Es ist immer häufiger zu von Radfahrern und Skatern verursachten Unfällen mit Fußgängern und Kindern im MQ kommt", sagt Pressesprecherin Irene Preißler.

Punkt vier der Hausordnung, der den "Verkauf von Waren aller Art" untersagt, stehen Vertreter der Wiener Straßenzeitungen vorerst ratlos gegenüber. "Wir sind noch nicht offiziell informiert worden, würden das aber sehr befremdlich finden", heißt es von Seiten des Augustins. Probleme mit Verkäufern müssten anders gelöst werden, als durch Ausgrenzung, meint Madge Gill Bukasa von der Bunte Zeitung. "Ich will auf keinen Fall, dass sich die Leute von unseren Kolporteuren belästigt fühlen, aber ich sehe das MQ doch als Ort der Kunst und Kultur und wünsche mir eine offene Diskussion", sagt Gill Bukasa. (Julia Schilly, derStandard.at, 8. Juni 2009)