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Ob sie es nun will oder nicht: Die Art, wie sich eine Frau kleidet, ist immer auch eine politische Aussage.

Foto: Reuters / Morteza Nikoubazl

"Hedschab" , seufzt die elegante Frau, als der Sinkflug zum Imam-Khomeini-Flughafen beginnt. Aus der Handtasche kramt die Iranerin ein Kopftuch und legt es sich über die kunstvoll hochgesteckten Haare. Ein federleichtes Seidentüchlein, aber das Herz, es muss schwer sein: Bis zur Landung in Teheran sagt die Mitfünfzigerin kein einziges Wort mehr.

Nur ihre zwei gestylten Töchter amüsieren sich auf dem Vordersitz weiter mit ihren frisch gelernten Englisch-Brocken, als wäre nichts, als würde das Gesetz nicht festlegen, dass der Foulard schon beim Einfliegen in den iranischen Luftraum obligatorisch ist. Erst als die Maschine im Flughafen angedockt hat, tun es die beiden Mädels der Mutter gleich. Sie schieben den Hedschab auf ihrem Scheitel aber weit nach hinten, wie nachlässig verrückt. Dabei zählt jeder Zentimeter. Mit einer Handbreit nimmt sich die Trägerin gegenüber der Staatsgewalt schon einige Freiheiten heraus. Das Doppelte ist geradezu subversiv. "Welcome in Teheran" , grinsen die zwei blondierten Stewardessen in der Sprache des Satans.

In den Straßen der Zwölf-Millionen-Einwohner-Hauptstadt ist gegenwärtig, grob gepeilt, die Hälfte der jungen Frauen subversiv. "Ob wir es wollen oder nicht: Die Art, wie wir uns kleiden, ist immer auch eine politische Aussage" , sagt Mabubeh (Name geändert), eine 35-jährige Ingenieurin und Mutter. "Im Koran steht jedenfalls gar nichts von einem Kopftuch!" Zu Hause angekommen, entledigt sich die junge Frau umgehend des Schleiers und des Mantels, des oberschenkellangen Überhemdes, um endlich ihre klirrende Schmuckarmada ans Tageslicht zu bringen. "Nicht dass es mich physisch stören würde" , fährt sie fort, womit sie nicht das Silbergehänge meint, "aber ich bin schon allein gegen das Kopftuch, weil das Nichttragen eine Frau hinter Gitter bringen kann." Ihr Gatte, Handelsvertreter für internationale Agrarprodukte, unterstützt diese Haltung: "Eine Frau, die den Hedschab aus Überzeugung trägt, hätte ich gar nicht geheiratet" .

Sicher nicht jene junge Frau, die im schwarzen Tschador und in olivgrüner Uniform auf der Hauptverkehrsachse Vali Asr patrouilliert. Diese Bassidschi-Milizionärin sorge unter anderem für die Einhaltung der islamischen Kleidersitten, erklärt Mabubeh. Es ist Frühsommer, die Mädchen binden sich farbige Tücher auf luftige Weise um, bedeutend weniger streng als die normstiftende Tagesschau-Sprecherin im Fernsehen.

Vor zwei Jahren, im April 2007, war den Mullahs der Kragen geplatzt; sie ließen allein in Teheran hunderte von zu leicht geschürzten Frauen verhaften. Tausende wurden bestraft, Studentinnen zum Beispiel, weil sie verbotenerweise farbige Hedschabs trugen. Jetzt drücke die Staatsgewalt wohl die Augen zu, weil Wahlen anstünden, schätzt Mabubeh.

Apartheid à l'iranienne

Etwas würde die Bassidschi-Wächterin unter den schattigen Baumalleen von Vali Asr - die frühere Pahlavi-Avenue - nicht zulassen: Dass im Stadtbus die Geschlechtertrennung verletzt wird. Frauen steigen hinten ein, Männer vorn, und innen werden sie durch eine Stange getrennt. Apartheid à l'iranienne. Die beiden Abteile sind gleich groß, beide bestuhlt. In konservativeren Städten wie Isfahan oder Yazd ist das Frauenabteil kleiner, das Gedränge dort entsprechend größer; deshalb stehen die Frauen meist, während ihnen die Männer auf ihren bequemen Sitzen den Rücken zu drehen.

Teheran ist im Vergleich dazu moderner. Die ausufernde, chaotische Metropole, die 365 Smogtage im Jahr, aber keinerlei Stadtplanung kennt, hält sich ungern an Regeln. An sich dürfen Mann und Frau im öffentlichen Leben nur dann miteinander sprechen, wenn sie Ehepartner oder (direkte) Familienangehörige sind. Hier in dem Bus, der zur Enghelab-Universität fährt, unterhalten sich Jugendliche über die Trennstange hinweg. Nonchalant, aber wachsam. Ihr Tonfall macht klar, dass sie sich der Grenzüberschreitung durchaus bewusst sind.

So auch die Teenagerinnen, die auf Vali Asr um den grellsten Nagellack, die neusten Turnschuhe wetteifern. Sie haben nur Augen für die westlich anmutenden Schaufensterauslagen. Etwas weniger für die offiziellen Wandgraffiti, die zum Beispiel einen Revolver in Stars-and-Stripes-Farben zeigen. Auch die Milizionärin übersehen sie geflissentlich - ohne sie zu vergessen. Eine stumme Interaktion läuft ab zwischen den Shopping-Girls und dem Bassidschi-Girl, die vielleicht aus der gleichen Schulklasse stammen, aber auf verschiedenen Seiten der Gesellschaft leben.

Alles, was sich um Frauen dreht, hat im Iran zwei Seiten: eine öffentliche und eine private, eine vorgespielte und eine verdeckte, eine erniedrigende und eine kämpferische. Was die Sache noch verwirrender macht: Alles hat in Teheran sein Gegenteil. So gilt die scharfe Geschlechtertrennung des Stadtbusses nicht in der Eisenbahn oder dem Überlandbus. Dort reisen Frauen und Männer in den gleichen Abteilen, auf den gleichen Bänken.

Das Chaos im Straßen- und Geschlechterverkehr von Teheran rührt daher, dass sich neue Regeln ständig mit alten mischen, ergänzen, widersprechen. Die jungen Iranerinnen kämpfen am meisten damit. Oder eher dagegen. Etwa in der U-Bahn von Teheran. Die älteren Frauen in ihren Ganzkörper-Tschadors gruppieren sich an den beiden Zugsenden, Männer fahren in der Mitte der Metro. Und die modern gekleideten Hauptstädterinnen?

Sie müssen ihren Platz selbst finden. Einige setzen sich zu den schwarzen Alten, andere wagen sich in die Männerwagons vor. Ihr Standort in der U-Bahn von Teheran ist, um es mit Mabubeh zu sagen, ein politischer.

Es ist unablässiger Kampf gegen die unsichtbaren Mächte, die den Iran in ihrer eisernen Faust halten. Ein Kampf auch gegen unsichtbare Blicke, und sei es nur auf Stöckelschuhe. "Männer schauen nicht auf die Beine, die Knöchel oder die Füße, selbst wenn es nicht um sexuelles Vergnügen geht" , heißt es in einer Fatwa von Ayatollah Khomeini. Es ist Frühling, die U-Bahn hält bei der Station Taleqani, wo die US-Botschaft lag, bevor sie 1979 besetzt und geschlossen wurde. Heute befindet sich in ihren Gebäuden die revolutionäre Sepah-Miliz, und in die U-Bahn steigen vor allem harte Jungs ein. Doch sie erheben sich als Erste, um bei der folgenden Station einer Frau respektvoll ihren Sitz abzutreten - ohne ein Wort an sie zu richten, ohne sie auch nur anzublicken. Fatwa ist Fatwa.

Der lange Arm der Ayatollahs reicht aber nicht überall hin. Nicht in die zahllosen Sammeltaxis von Teheran. Eng gedrängt, sitzen Frauen und Männer auf der Hinterbank dieser Paykans, einer Art Iran-Trabis, die seit Jahren nicht mehr hergestellt werden, aber weiterhin die Stadtluft von Teheran verpesten. Nach einer waghalsigen Slalomfahrt über fünf- und sechsspurige Avenuen freut sich Mabubeh diebisch: "So nahe kommen sich Unbekannte nicht einmal in den Yellow Cabs von New York, nicht wahr?"

Der Körperkontakt im Paykan geht vielen Frauen zu weit. Vor drei Jahren sind deshalb in Teheran die Women's Taxis aufgekommen. 700 dieser grasgrünen Fahrzeuge zirkulieren derzeit durch die irani-sche Hauptstadt, und das private Unternehmen soll auf weitere Städte ausgedehnt werden. Ihre Kundinnen seien oft Managerinnen oder Lehrerinnen, aber auch ältere und konservative Frauen, erzählt eine Chauffeurin. Ihnen sei es ein Gräuel, sich mit unbekannten Männern in einen Wagen zu zwängen. Das Regime hat nichts gegen diese Women's Taxis. Frauenrechtlerinnen begegnen ihnen aber skeptisch. Sie schützten zwar vor der Paykan-Promiskuität, förderten aber gleichzeitig die islamische Geschlechtertrennung, monieren sie.

Nichts ist eben einfach im Iran, dieser hochentwickelten Kulturnation, die 1979 den Rückwärtsgang eingelegt hat und sich seither von sich selbst entfernt. "Die innere Zerrissenheit des Iran äußert sich vorab in der Stellung der Frauen" , sagt die Journalistin Shahla Sherkat. Beispiel Sport: Im Iran wird (mit Kopftuch und Beinkleidern) Frauenfußball praktiziert, doch bei den Spielen der Männernationalmannschaft sind weibliche Fans nicht zugelassen. Beispiel Bildung: An der Universität sind die Studentinnen seit etwa einem Jahrzehnt in der Mehrzahl; doch von den Spitzenberufen sehen sich Akademikerinnen zunehmend ausgeschlossen. Die Frauen kämpfen um jeden Zentimeter, den ihnen die Mullahs abspenstig machen. Sherkats Frauenzeitschrift Zanan, die einzige im Iran, wurde 2008 kurzerhand verboten, weil sie eine "psychologische Bedrohung" für das Land darstelle. Wer sich also im Iran zu aktuellen Themen wie Gesichtschirurgie oder Gewalt in der Ehe äußert, bedroht die Nation.

Zumindest das Regime. Es schloss vor einigen Monaten auch das Menschenrechtszentrum der Anwältin und Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi (61). Sie unterstützt unter anderem eine großangelegte, 2006 gestartete Unterschriftensammlung für gleiche Rechte von Mann und Frau. Die Petition strebt eine Million Unterschriften an, und jede einzelne Person muss im persönlichen Gespräch überzeugt werden, der drohenden Verfolgung oder zumindest den Schikanen der Pasdaran (Revolutionswächter) mit der Signatur zu trotzen. Viele in diesem Projekt engagierte Frauen wurden schon vorübergehend verhaftet. "Aber wir geben nicht klein bei" , meint Sherkat, die bereits neue Projekte wälzt, auch wenn sie nicht sagen kann, welche.

Sherkat ist der sehr lebendige Beweis, dass der Iran nicht nur eine umfassende politische Repression, sondern auch eine starke Frauenbewegung hat. Diese trat, man höre, erstmals vor mehr als hundert Jahren in Aktion - genau gesagt 1905. Ab den 1930er-Jahren rang sie den Schahs der Pahlavi-Dynastie wichtige Fortschritte ab, so etwa das Scheidungs-, Erb- und Arbeitsrecht, dazu die Anhebung des Heiratsalters auf 15 Jahre sowie die Aufhebung des Kopftuchobligatoriums. In den 60er-Jahren erhielten die Iranerinnen das progressivste Familienrecht des Mittleren Ostens, sowie das aktive und passive Stimmrecht.

Bloß auf dem Papier

Trotz allem unterstützten 1979 viele Iranerinnen die nicht nur von Islamisten, sondern auch Linken und Nationalisten getragene Revolution. Sie kritisierten, viele vom Schah eingeräumten Frauenrechte befänden sich bloß auf dem Papier, nicht aber in den Köpfen. Im ländlichen Iran herrschten noch immer sehr patriarchalische Sitten, und in den Städten ehelichten selbst aufgeschlossene Männer nur verbürgte Jungfrauen.

Dass sie den Teufel mit dem Beelzebub austrieben, indem sie den Schah durch die Scharia ersetzten, merkten die Iranerinnen, als der dunkle Hedschab wieder obligatorisch wurde. Und das war nur der Anfang einer generellen Regression im Zeichen der "Revolution" . Unter dem islamischen Rechtskanon hat eine Frau nur noch halb so viel Gewicht wie ein Mann - jedenfalls bei Zeugenaussagen vor Gericht oder beim Erben. Iranerinnen können heute nur noch dann eine Scheidung verlangen, wenn ihr Gatte sie vernachlässigt, Opium raucht - im Iran verbreiteter denn je - oder gewalttätig ist. Viele islamische Richter weigern sich aber, diese zivilrechtlichen Bestimmungen anzuwenden; Scheidungskinder schlagen sie meist dem Mann zu.

"Unsere gegenwärtige Stellung ist umso unerträglicher, als wir schon einmal eine bessere gekannt haben" , schrieb Shirin Ebadi unlängst. Damit trifft sie einen Punkt. Sie hat gleich doppelt recht. Der einschneidende Rückschritt der Islamischen Revolution war in der Geschichte des Irans schon der zweite gewesen. Archäologische Funde zeigen, dass Frauen in persischen Frühkulturen wichtige Funktionen im Berufsleben und sogar im Militär ausgeübt hatten, bevor der Islam die dominante Religion wurde. In dem geschichtsbewussten Volk blieb dies über die Jahrhunderte haften; es erklärt vielleicht auch, warum die Frauenbewegung des Irans so früh so stark war.

Und der Kampf wogt mehr denn je. Nachdem Khomeini das Heiratsalter von 15 auf neun Jahren gedrückt hatte, liegt es heute wieder bei dreizehn Jahren. Immerhin! Im vergangenen Jahr wollte Präsident Mahmud Ahmadi-Nejad das Polygamieverbot der Schah-Zeit lockern. Ein Mann sollte eine zweite Frau selbst ohne die Zustimmung seiner Gattin heiraten können. Nach einem langen Tauziehen ließ das konservativ dominierte Parlament (Majlis) das Projekt fallen - nicht wegen der paar reaktionären Parlamentarierinnen, die dort Einzug gehalten haben, sondern dank des Drucks von außenstehenden Frauen, die nicht einmal im Fernsehen in Erscheinung treten können.

Vor einigen Wochen gab es wieder eine Niederlage, als der Wächterrat der Republik die erste ernstzunehmende Frauenkandidatur bei den Präsidentschaftswahlen für ungültig erklärte. Der Grund: Das iranische Recht lasse nur "rejal" zu, also "Männer" . Wie der französische Plural "les hommes" kann "rejal" aber auch "Menschen" heißen. Dabei gehört die prominenteste der abgewiesenen Bewerberinnen, die ehemalige Majlis-Abgeordnete Rafat Bayat, selbst dem islamischen Lager an. Sie trägt den schwarzen Tschador, ist gegen die Gleichberechtigung nach westlichem Muster und warf AhmadiNejad vor, er bestrafe zu lockeres Hedschab-Tragen nicht streng genug. Das hindert die diplomierte Soziologin nicht, für eine stärkere weibliche Besetzung von Spitzenposten in Politik und Wirtschaft einzutreten. Die Mullahs wollen hingegen die Zahl der Studentinnen kontingentieren. Bayats Tragik ist es, dass sie für ein Regime eintritt, das die Kandidatin Bayat zurückweist.

Auch bei den gesellschaftlichen Verboten wurde die Schraube für Frauen angezogen. Ehebruch wird in der islamischen Republik streng geahndet, zum Teil mit der Todesstrafe; laut Amnesty International soll es in abgelegenen Regionen vereinzelt noch zu Steinigungen kommen, obwohl diese offiziell "suspendiert" sind. Der Mann wird dabei bis zur Hüfte in den Boden eingegraben, die Frau bis zur Brust. Das verkürze ihr Leiden.

Die Männer verfügen ihrerseits über das Instrument der "Ehe auf Zeit" . Diese "sighe" kann zu einer bereits bestehenden Bindung hinzukommen; in der Praxis ersteht man(n) sie beim lokalen Mullah für etwa 50 Euro. Der Preis hängt davon ab, ob diese Lizenz zum Fremdgehen bzw. Dirnenbesuch für einige Stunden, Tage oder Wochen gewährt wird.

Das sei natürlich ein Missbrauch, bekennt Amin (Vorname geändert), ein konservativer Politikstudent aus Shiraz und Anhänger Ahmadi-Nejads. Männer sollten der Bestrafung für Ehebruch nicht entgehen, postuliert der 24-Jährige, der sich freimütig als keusch bezeichnet, dafür alles über Subprime-Kredite weiß. Allerdings seien meist die Frauen schuld am Seitensprung, fügt er an: "Adam wurde schließlich von Eva verführt." Aber sagte nicht der geachtete Ayatollah Morteza Motahari (1920-1979), der Mann suche den Sex, die Frau die Liebe? Amin denkt kurz nach. "Ja, der Mann ist sexuell stärker motiviert. Deshalb muss die Frau auch zum Selbstschutz ein Kopftuch tragen" , antwortet er dialektisch. Und deshalb dürfe ein Mann auf offener Straße keine Frau ansprechen.

Deshalb darf es in Teheran kein Nachtleben mehr geben. Laut Delphine Minoui, einer französischen Journalistin, die seit Jahren in der iranischen Hauptstadt lebt, trifft sich die städtische Jugend nur noch zu Privatpartys hinter verschlossenen Türen. Eine Ausnahme bilde einzig die Jordan-Straße (die ihren Namen aus der SchahZeit bis heute bewahrt hat); begüterte Hauptstädter kreuzen dort im Audi oder BMW und werfen, wenn sie an der Ampel neben jungen Frauen halten, parfümierte Zettel mit der Handynummer ins benachbarte Wageninnere.

Beim Lokalaugenschein am Freitagabend herrscht Hochbetrieb auf der Jordan-Avenue. Geländewagen röhren, Paykans hupen, doch auf das Zettelspiel wartet man vergeblich. Die Iranerinnen sind vorsichtig geworden. Obwohl gerne geschminkt, die Nase bisweilen geliftet und das Kopftuch ein bloßes Feigenblatt, bleiben sie beim Ausgehen unter sich. "Teheranerinnen sind keine leichten Mädchen, allein schon wegen der sakrosankten Jungfräulichkeit" , schreibt Minoui in ihrem neuen Buch. Dass einige Gynäkologen im wohlhabenden Nordteil der Hauptstadt Hymen-Zunähoperationen praktizierten, ändere nichts daran.

Auf die Frage, ob Iranerinnen eher wegen aufsässiger Männer oder wegen des Regimes auf der Hut sind, platzt die Comic-Zeichnerin Marjane Satrapi heraus: "Gibt es da einen Unterschied?" In ihrem autobiografischen Meisterwerk Persepolis berichtet die heute in Paris lebende Exiliranerin über ein Rendezvous an der Avenue Jordan. Ihr Boyfriend ist ihr allerdings eher lästig; kurzerhand verpfeift sie ihn wegen Aufdringlichkeit an die Pasdaran - die dem Mädchen dafür nicht wegen seiner Schminke nachstellen.

Jetzt, kurz vor den Wahlen, halten sich die Revolutionswächter auf der Jordan-Straße bedeckt. In umliegenden Cafés sieht man jedoch nur selten unverheiratete Pärchen beim Chay (Tee). Und nur selten einmal nehmen sie sich kurz bei der Hand oder erlauben sich eine hingehauchte Zärtlichkeit. Ganz züchtig. Und doch sehr gewagt. (Stefan Brändle, DER STANDARD/Printausgabe 13./14.6.2009)