Nach den neun Hausdurchsuchungen nach der Schießerei in einem indischen Gebetshaus in Wien, bei denen ein 26-jähriger Sikh-Gläubiger am Montag aus einer registrierten Glock (Kaliber 9 mm) zwei Schüsse auf Polizisten abgegeben und diese verfehlt hat, laufen die Einvernahmen des Schützen auf Hochdruck. "Wir wissen nicht, warum der Mann auf die Cobra-Beamten geschossen hat", sagte Polizeisprecher Michael Takacs am Dienstag.

Der gleich danach in seiner Wohnung in der Preysinggasse in Wien-Rudolfsheim-Fünfhaus festgenommene Amrit Pal S. habe bisher nur ausgesagt, dass er Angst gehabt habe und nicht auf die Polizei schießen wollte, so Takacs. Vor wem sich der 26-jährige gefürchtet haben soll, ist noch nicht eruiert worden. Der österreichische Staatsbürger mit indischen Wurzeln spreche jedenfalls gut Deutsch, bei den Einvernahmen gelange man nach und nach zu neuen Informationen.

Klar ist, dass der 26-Jährige mit einem der sechs mutmaßlichen Tempel-Attentäter Kontakt hatte. Näheres wird aus ermittlungstaktischen Gründen nicht bekanntgegeben. Dass der Mann den Angreifern die Waffe besorgt haben soll, bestätigt die Polizei nicht. Amrit Pal S. befindet sich laut Takacs bereits in der Justizanstalt, er wurde wegen der Schüsse auf die Einsatzkräfte in U-Haft genommen. Bei den weiteren Hausdurchsuchungen in verschiedenen Wiener Bezirken, darunter die Wohnorte der sechs Hauptverdächtigen, hat die Polizei zahlreiche Stichwaffen sowie eine große Zahl an Computern und Datenträgern sichergestellt. Die genaue Sichtung der Gegenstände soll einige Tage in Anspruch nehmen. Weitere Festnahmen gab es nicht, Ziel der Aktion war das Finden neuer Beweise.

Haupttäter im Tiefschlaf

Möglich ist, dass sich der Zustand des schwer verletzten Haupttäters, der seit Wochen in einem Wiener Spital im Tiefschlaf liegt, bald bessert. Der Mann hat möglicherweise die Projektile auf die indischen Prediger abgefeuert. Der Verdächtige selbst erlitt eine schwere Kopfverletzung, wurde entgegen bisheriger Informationen aber nicht von einem Schuss getroffen. Sollte er aufwachen, ist sein weiterer gesundheitlicher und geistiger Zustand fraglich.

Am 24. Mai war während einer Predigt in einem Ravi Dass-Gebetshaus in der Pelzgasse in Rudolfsheim-Fünfhaus der in seiner Heimat bekannte indische Prediger Sant Rama Anand (Nand) getötet worden. Der ebenfalls aus Indien angereiste Führer der Glaubensströmung, Sant Niranjan Dass, wurde wie zehn Tempelbesucher verletzt. Sechs Hauptverdächtige wurden unmittelbar danach festgenommen. Dass konnte das Spital am 3. Juni verlassen und kehrte am selben Tag gemeinsam mit dem Leichnam von Anand zurück nach Indien. (APA)