STANDARD: Wie können Solarzellen verbessert werden?

Biermayer: Für eine stärkere Marktdiffusion muss das Gesamtsystem billiger werden. Eine Stoßrichtung für günstigere Zellen ist die Dünnschichttechnologie. Bei ihr werden entsprechende Materialien auf Träger aufgedampft. Klassische Zellen werden aus Siliziumkristallen geschnitten. Das ist sehr teuer. Es geht auch darum, andere Materialien mit hohem Wirkungsgrad und geringen Kosten zu finden. Auch energiepolitische Rahmenbedingungen und Förderinstrumente haben großen Einfluss.

STANDARD: Wie wirkt sich das aus?

Biermayer: In Österreich wurde 2001 mit dem Ökostromgesetz und der Einspeisevergütung ein Anreiz geschaffen, was zu starkem Wachstum geführt hat. Die Förderung hatte aber eine Deckelung von 15 Megawatt an insgesamt installierter Leistung. Das hat man 2004 erreicht, die Förderung wurde eingestellt und der Inlandsmarkt ist zusammengebrochen. 2008 hat der Klima- und Energiefonds den Markt wieder belebt. Ich glaube, dass Fotovoltaik langfristig einen großen Anteil an der Produktion des Stromes erreicht, aber dazu müssen die Kosten sinken.

STANDARD: Um wie viel?

Biermayer: Um die Hälfte. Die Nachführsysteme waren ein großer Schritt. Die Zellen folgen der Sonne und man erzeugt mehr Energie. Große Anlagen sind spezifisch um bis zu 20 Prozent pro Kilowatt billiger als kleine.

STANDARD: Wie hoch schätzen Sie das Energiepotenzial aus Fotovoltaik in Österreich?

Biermayer: Es gibt ein großes theoretisches und technisches Potenzial. Man kann jede Dach- und Fassadenfläche nutzen. Wir berechnen das derzeit auf Bezirksebene, Ergebnisse sollen im Herbst vorliegen. Die realisierbaren Potenziale sind momentan durch die energiepolitischen Anreize limitiert. (DER STANDARD, Printausgabe, 17.06.2009)