Bild nicht mehr verfügbar.

REUTERS via Your View

Im Zuge umstrittenen Neuwahlen von Präsident  Mahmoud Ahmadinejad wurden die Zensur-Maßnahmen im Iran noch einmal verschärft. Der Zugriff auf Internetplattformen wie Facebook, MySpace, Flickr und YouTube sowie internationale Nachrichtenportale vom Schlage der BBC werden blockiert.

Doch aktuellen Berichten von Menschenrechtsorganisationen zufolge, finden Regime-Gegner und Demonstranten immer wieder Wege, das dichte Netz der Zensur zu umgehen, meldet das Branchenportal Cnet.

Umwege

Einem Sprecher von Amnesty International zufolge würden sich Internetnutzer bekannter Technologien bedienen, um ihre Botschaften in die Welt zu verschicken. Ein Weg führe über so genannte Proxy-Server.

Dabei werden Zugriffe auf Webseiten über Fremd-Server geleitet, um die angefragte Adresse zu verschleiern und nicht auf der "schwarzen Liste" der Zensurbehörde zu landen. Diese Proxy-Server können kommerzieller Art sein oder von Freiwilligen aus aller Welt gestellt werden und anonymisieren sozusagen die Internet-Aktivitäten.

Nicht zu stoppen

Die einzige Möglichkeit um diese Aktivitäten zu unterbinden, wäre sämtliche Proxy-Server zu blockieren - eine fast unmögliche Aufgabe. So rufen etwa Portale wie proxysetupforiran.blogspot.com Individuen dazu auf, selbst Proxy-Server für iranische Web-User einzurichten.

Der Mikroblog-Dienst Twitter ist bereits voll von Informationen, wie man derartige Netzwerke im Eigenbau aufstellen kann. Dort finden sich auch Tipps zu anderen Methoden, um die Zensur auszuhebeln. Beispielsweise gibt es Plug-ins für den Webbrowser Firefox, die Blockade-Maßnahmen zum Foto-Portal Flickr umgehen.

Das Programm FreeAccess Plus verspricht Blockaden zu YouTube, MySpace und diversen iranischen Webseiten auszuhebeln.  

Flut an Anfragen, falsche Gegenmaßnahmen

Der Betreiber des Anonymisierungsnetzwerks "Tor" bestätigt gegenüber Cnet, dass die Nutzung seitens iranischer Anwender sich über die vergangenen Tage verdoppelt hat.

Gleichzeitig berichten Menschenrechtsgruppen, dass die iranische Regierung es Großteils verabsäumt hat, Internetaktivitäten genauer zu zensurieren. Anstelle dessen habe man sich vermehrt auf Telefon- und Satellitenverbindungen konzentriert.

Doch auch hier finden Nutzer Schlupflöcher. Anstatt Kurzmitteilungen zu versenden, werden immer häufiger mobile Twitter-Dienste verwendet.

Smartfilter

Laut der OpenNet Initiative, die von diversen US-Universitäten gestützt wird, verwenden die iranischen Zensoren kommerzielle Filter-Technologien. Allen voran sei SmartFilter, das vom US-Unternehmen McAfee entwickelt wird.

Die Sicherheitsspezialisten betonen allerdings, ihre Software nicht an den Iran zu verkaufen. Nicht zuletzt hält sie das Handelsembargo davon ab. Doch die Regierungsbehörden würden McAfee nach illegale Kopien der Software einsetzen.

Dennoch gilt SmartFilter als bevorzugte "Waffe" der Zensoren. Das Produkt wird schließlich auch mit dem Versprechen beworben, über 25 Millionen Webseiten aus 90 Kategorien blockieren zu können.

Eine Email reicht manchmal schon

Doch selbst die kleverste Zensurmaßnahme könne den Protest nicht aufhalten, heißt es. Aufgrund der Millionen im Ausland lebenden Iranern reiche laut den Beobachtern oft schon eine erfolgreich versandte Email oder ein verschicktes Video aus, um die ganze Welt zu informieren. Dies beweist auch das Nachrichtennetzwerk der BBC, das in seiner Berichterstattung vermehrt auf Informationen und Bilder von iranischen Demonstranten setzt. (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 18.6.2009)