Überzeugend daneben: Das Trojanische Pferd tritt mächtig aus. 

 

 

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Die Dichte an zitattauglichen Ergüssen des Bandprojekts Das Trojanische Pferd ist erheblich. Nicht alle entströmen unbedingt einer edlen Feder, nicht alle sind unbedingt geistvoll: "Mit diesem Lied koch ich Steine weich, mein Mädchen macht die Beine breit" - Autsch!

Aber sogar derlei Blödheiten sind okay, die Kritik daran wird wissentlich in Kauf genommen, denn Das Trojanische Pferd ist - und das wird rasch überdeutlich - frei von geschmäcklerischen Anbiederungsversuchen. Ob diese dreizehnteilige Song-Sammlung jemandem da draußen gefällt oder nicht, scheint der Band egal zu sein. Zumindest lässt das manifeste Vorwort im Booklet zur CD diesen Schluss ebenso zu wie solche Zeilen: "Ich sing nicht für jeden, es geht um Wahrhaftigkeit." Diese Musik musste entstehen, musste aus dem System von Hubert Weinheimer und Hans Wagner. So oder so. Katharsis mit Gebrüll. Ein Album - oder Amok.

Hier wird ebenso lustvoll konstruktiv wie destruktiv getextet, Liebes- und Hass-Motive permanent aneinandergerieben, zwischen hartem Lärm und ruhigen Passagen getorkelt. Die Lärmgitarre wirft sich dem Kontrabass an den Hals und drückt für ein paar hübsche Klaviermelodien ein Auge zu. Harmonie im Chaos. Das Wort "Scheiße" kommt mehr als ein Mal vor, aber auch subtilere Äußerungen des Weltekels. Wobei man im Zweifel doch lieber draufhaut, als jemanden zur Überzeugung zu streicheln. Das gilt nicht nur für die Texte, allesamt in Deutsch gehalten, sondern auch für die Musik, die live eingespielt wurde und zu der Hubert Weinheimer nicht selten atemlos einen Kübel Zorn ausspeit: "Ich bin ein selbstgerechtes Schwein, und ich bin es gerne", heißt es etwa in Lebensstil. Einem antikarrieristischen Manifest, in dem das Streben und die Arbeit als Grundvoraussetzung für "aufwändigen Lebensstil" durch den Fleischwolf gedreht wird.

"Mit gutem Gefühl hingeschissen" hat Hans Platzgumer den Arbeitsansatz bei seinem Debüt genannt. Dasselbe gilt für Das Trojanische Pferd, das in all seiner Grobheit aber auch genug Geist und Raffinement in seine Kunst einfließen lässt und das mit Gästen wie Ernst Molden oder Paper Bird reichlich Charme, Witz und abseitige Atmosphäre generiert. Am besten gefallen sie aber im Hass-Fach - nebst derzeit Kreisky ungeschlagen. (flu/ DER STANDARD, Printausgabe, 19.6.2009)