Die anwesenden grünen Mandatare nutzten die Gelegenheit und forderten erneut Martin Grafs Rücktritt.

Foto: derStandard.at/Pumberger

500 Stück Fackeln waren nicht genug. Viele brachten auch Kerzen mit oder verwendeten ihre Fahrradlampen als Leuchtmittel.

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Romy Grasgruber und Maria Sofaly nach dem entzünden ihrer Fackeln.

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Auch aus einfachen Holzstücke wurde versucht eine Fackel zu improvisieren.

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Schließlich wurde zu Trommelrhythmen getanzt, geklatscht, gefeiert.

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Nicht nur vor, schließlich auch hinter dem Parlament fanden sich viele Teilnehmer ein.

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Vor dem Parlament sind Absperrungen aufgebaut, die Polizisten lehnen locker gegen die Ballustraden. Langsam trudeln die Menschen ein, Studenten, Familien, ein paar Touristen bleiben stehen und fotografieren abwechselnd das Parlament und die wachsende Menge.

Die bunte Truppe hat sich versammelt um ein Zeichen zu setzen für mehr Respekt, Menschenwürde und für Vielfalt statt Einfalt in der Gesellschaft. Nur wenige Meter entfernt im Palais Epstein hat noch am Nachmittag um siebzehn Uhr Martin Graf zu einer Podiumsdiskussion zu dem Thema "Die Entwicklung der Grund- und Freiheitsrechte von 1848 bis heute" eingeladen.

Gegen den "normalen" Umgang mit rechts

Gerade Martin Grafs Äußerungen über Ariel Muzicant, der EU-Wahlkampf der FPÖ sowie der "normal"-gewordene Umgang mit neonazistischen Gewalttaten, haben die Organisatorinnen Maria Solfany und Romy Grasgruber aus "Wut" dazu veranlasst, einen Aufruf ins Internet zu stellen. "Es ist Zeit für eine Lichterkette..." hieß es darin, Zeit für eine Lichterkette rund ums Parlament als Zeichen eines "anderen Österreichs". Mehr als 11.000 NutzerInnen haben sich diesem Aufruf angeschlossen, mindestens 3.500 Menschen haben sich nach Polizeiangaben zu der Veranstaltung begeben, von Veranstalterseite aus geht man von höheren Zahlen aus. derStandard.at mischte sich unter die Menschenmenge.

"Ein Zeichen setzen"

"Wir sind hier, um ein Zeichen zu setzen, dass Hetze, Diskriminierung und Ausgrenzung nicht normal sind", so Grasgruber gegenüber der Nachrichtenagentur APA. "Uns geht es um Zivilcourage, Vielfalt und Menschenwürde", bekräftigte die zweite Organisatorin Maria Sofaly am Abend ihre Beweggründe.

"Es ist wichtig, ein Zeichen zu setzen. Ich habe mich im Wahlkampf sehr geärgert, heute will ich aktiv etwas tun", so der Student der Rechtswissenschaften Hans-Georg vor der Demonstration. Darin lag wohl auch der gemeinsame Nenner der Teilnehmer, ein Zeichen sollte gesetzt werden. Viele verschiedene Gruppen, von grünen Gewerkschaftern über die Homosexuelleninitiative Wien bis zu Volkshilfe oder Linkswende - um nur einige wenige von vielen zu nennen - haben die Aktion unterstützt, wenngleich sie sich im Hintergrund hielten. Die Organisatorinnen wollten so frei und unabhängig bleiben wie möglich.

"Mangel an Haltung"

Begonnen hat die Veranstaltung mit Musik und Reden: Doron Rabinovici beklagte den Mangel an Haltung im Hinblick auf Rechtsextremismus und Neonazismus. Niemand verkörpere diesen Mangel mehr als Martin Graf und seine Burschenschaftskollegen, so Rabinovic. "Wir stehen hier, weil es eine Grenze geben muss. Es langt, Herr Graf. Treten sie zurück", so Rabinovici weiter.

Den Rücktritt von Martin Graf forderten auch erneut die Grünen, deren anwesende Parlamentarier hielten ein Transparent hoch und trugen T-Shirts mit der Aufschrift: "Eure Schande heißt Martin Graf". Auch SP-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas hatte sich unter die friedlichen Demonstranten gemischt.

Graf trifft auf Demonstranten

Laut Polizei gab es lediglich einen Zwischenfall, als Martin Graf aus dem Palais Epstein auf die Straße trat und Demonstranten sich ihm entgegen stellten.

Robert Menasse nimmt in seiner Rede auch die "Mittelparteien" in Verantwortung. Durch ihre Politik der vergangenen Jahre sind sie mitverantwortlich, nicht zuletzt bei der Wahl von Martin Graf, so Menasse. "Ich kann niemanden verstehen der einen Platzhalter wählt, im Glauben schlimmeres zu verhindern", sagte Menasse zum Publikum. Es sprachen Vertreter von ZARA und anderen NGOs und ein Text von Marlene Streeruwitz wurde verlesen.

Trommeln für Zivilcourage

Mit der eintretenden Dämmerung kamen mehr und mehr Teilnehmer vors Parlament, die Polizei musste schließlich den Ring sperren.

Bei Dunkelheit wurden die nichtropfenden Fackeln ausgeteilt, und unter Klängen der Trommelgruppe der NGO ATTAC bewegte sich links und rechts des Parlaments jeweils ein Fackelzug, der hinter dem Parlament zu einem Kreis zusammentraf. Zu den Trommelrhythmen wurde schließlich getanzt, geklatscht, gefeiert. Die Demonstration entwickelte sich zu einer Party. Und blieb dennoch ein "Zeichen".

Die Organisatorinnen riefen am Abend dazu auf ihrem Beispiel Folge zu leisten: "Hier stehen so viele Ideen. Tut etwas! Gebt nicht auf!" (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 18.6.2009)