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Offensichtlich weiß Pfarrer Friedl nichts von seinem künftigen Single-Dasein.

Foto: APA/ROBERT JAEGER

Linz - Pfarrer Josef Friedl ist nach 25 Jahren in "wilder Ehe" offenbar wieder Single. Nach Wochen der Diskussion um die offen gelebte Liaison des Ungenacher Pfarrers und Zogaj-Vertrauten präsentierte der Linzer Bischof Ludwig Schwarz am Freitag die Lösung in der heiklen Causa. Angesprochen, ob Friedl auch Thema beim päpstlichen Krisengespräch zu Wochenbeginn in Rom war, zauberte der Linzer Oberhirte ein Schreiben aus dem Talar.

Datiert mit dem 22. Mai 2009 und unterschrieben von Friedl und seinem Bischof. Unmissverständlich geht daraus hervor, dass Friedl sich "nach Stunden im Gebet" wieder für einen zölibatären Weg entschieden habe. Mit "ungeteiltem Herzen" wolle er wieder "seiner" Kirche dienen. "Es hat sechs intensive Gespräche gegeben und wir haben gemeinsam gebetet. Pfarrer Friedl hat mir dann diesen Brief, mit der Bitte, diesen auch mit zum Papst zu nehmen, überreicht", schildert der Linzer Bischof.

Keusch im Pfarrhof

Der Haken dabei: Offensichtlich weiß Pfarrer Friedl nichts von seinem künftigen Single-Dasein. In einem Standard-Gespräch, geführt unmittelbar vor der bischöflichen Bekanntgabe, merkte Friedl noch an, er wisse "nichts von einer gemeinsamen Lösung" und habe auch "schon länger" zum Bischof keinen Kontakt gehabt. Für eine neuerliche Stellungnahme war Friedl nicht mehr erreichbar.

Des Rätsels Lösung um das Liebesdrama im Pfarrhof könnte aber durchaus einfach sein: Strenggenommen ist laut Kirchenrecht nur praktizierter Geschlechtsverkehr ein Bruch des Zölibats, eine keusche Lebensgemeinschaft aber nicht.

Im Mittelpunkt sowohl der päpstlichen Vorladung in Rom als auch der anschließenden Bischofskonferenz in Mariazell stand vor allem der Windischgarstner Pfarrer und Beinahe-Weihbischof von Linz, Gerhard Maria Wagner. "Die Irritationen" hätte man in Rom ausräumen können, erklärte Schwarz. Und die versammelten Bischöfe mussten sich beim Heiligen Vater entschuldigen. "In unserem Hirtenbrief zur Weihbischofs-Bestellung im Februar ist uns ein Fehler unterlaufen. Wir haben Rom ein verkürztes Verfahren vorgeworfen. Doch laut Kirchenrecht war alles korrekt", so Schwarz.

Weniger korrekt sieht er das Vorgehen seiner Dechanten. Diese hatten sich damals fast geschlossen gegen Wagner ausgesprochen. Schwarz: "Das war ein grober Verstoß gegen das Kirchenrecht. Da wird es noch Gespräche geben." Auch Konsequenzen will der Bischof "nicht ausschließen". (Markus Rohrhofer, DER STANDARD Print-Ausgabe, 20./21.06.2009)