Fenster werden oft auch als "Augen des Hauses" bezeichnet. Deren Energieeffizienz sollte man deshalb auch stets im Auge behalten.

Bei der Sanierung sollte darauf geachtet werden, dass die Fenster in die Dämmung der Außenwand gesetzt werden, empfiehlt Experte Franz Freundorfer.

"Das Fenster ist die Komponente, bei der am meisten falsch gemacht wird. Bei der Standard-Sanierung tauscht man meistens zuerst die Fenster aus, und dann dämmt man die Außenwand. So bekommt man aber ein ganz schlechtes Resultat." Franz Freundorfer ist ausgewiesener Fenster-Experte und hält Seminare zu Themen wie "Wärmebrücken bei Fenstern". Und eines ist für ihn nach jahrelangen Forschungsarbeiten jedenfalls klar: "Das Fenster muss nach außen, in die Dämmung rein." Das Problem dabei: "Das machen derzeit fast alle Sanierer falsch."

Das Fenster kann heute als Heizung eines Hauses fungieren, das ist für den deutschen Profi, der auch mit der österreichischen Passivhaus-Szene in engem Kontakt steht, völlig ohne Zweifel. "Das Fenster ist die Heizung der Zukunft, die effizienteste Solaranlage. Es muss aber dazu richtig eingebaut sein und einen hohen energetischen Standard haben", sagt er im Gespräch mit derStandard.at.

U-Wert als Messlatte

Wichtigster Kennwert dazu ist der so genannte "Uw-Wert", wobei das kleine w für "window", also "Fenster" steht. Der U-Wert des Fensters gibt an, wieviel Wärme (in Watt) pro Quadratmeter Fläche bei einem Kelvin Temperaturdifferenz nach außen verloren geht. Je kleiner der Wert, desto weniger Wärme (und damit Energie) geht verloren. "Ein Uw-Wert von 0,6 oder 0,7 ist mittlerweile Standard beim Passivhaus. Es werden heute aber immer noch Fenster mit einem U-Wert von 1,6 eingebaut. Mit diesen Fenstern erreicht man natürlich keinen Passivhaus-Standard." Energetisch hervorragende Fenster hätten früher noch das Doppelte von "herkömmlichen" Fenstern gekostet, heute nur noch ca. ein Viertel mehr.

Wichtigstes Element dabei ist die Dreifach-Verglasung, das Material des Rahmens ist eher sekundär. Es gäbe allerdings "immer noch Fensterbauer, die sagen: Dreifachverglasung, schön und gut, aber da kommt dann keine Sonne mehr herein, oder die Blumen wachsen nicht. So ein Blödsinn wird einem da oft erzählt."

Tausch nicht immer nötig

Bei alten Gebäuden geht bis zu 30 Prozent der Wärme über Fenster und Türen verloren. Bei undichten Altfenstern und Türen kann der Energieverlust pro Quadratmeter bis zu fünf Mal höher sein als bei Außenmauern. Der Fenstertausch gilt deshalb als jene Maßnahme, die bei einer Sanierung effektiv am meisten bringt. Die Investition amortisiert sich über die Energieeinsparung meist in wenigen Jahren, und sie wird derzeit gerade besonders gut gefördert.

Wer keine so umfassende Sanierung vornehmen kann oder will, findet möglicherweise auch mit einer Fenstersanierung das Auslangen. Durch eine fachgerechte Sanierung kann der Energieverlust oft zumindest halbiert werden. Die Heizkosten sinken also erheblich, zusätzlich steigt der Wohnkomfort.

Welche Methode sinnvoller ist, kommt ganz auf das vorhandene Fenstermaterial an. Bei alten Kastenfenstern - also zwei hintereinander angeordnete Einscheibenfenster - ist beispielsweise die Gefahr der Bildung einer Wärmebrücke erheblich geringer als bei einem Einfachfenster. Um hier den Energieverlust zu minimieren, reicht es manchmal, wenn man die Scheiben des Innenflügels gegen ein Zwei-Scheiben-Wärmeschutzglas tauscht. Werden die Innenflügel ganz ausgetauscht, sollten die neuen Flügel mit einer 2-Scheiben-Wärmeschutzverglasung ausgeführt sein.

Die Schwachstelle eines Fensters ist aber nicht nur die Verglasung, sondern auch der Rahmen. Gelegentlich ist auch der Fensterstock nicht dicht, entscheidend ist deshalb der Wärmeschutz des gesamten Fensters inklusive Rahmen. Der Gesamt-U-Wert sollte bei neuen Fenstern unter 1,3 liegen.

Gut geplant ist halb getauscht

Grundsätzlich sei beim Fenster kein Material einem anderen vorzuziehen, meint Franz Freundorfer. "Sehr gute Fenster gibt es in allen Materialgruppen, egal, ob Kunststoff, Holz oder Aluminium." Bei Letzterem komme es noch am ehesten zu Problemen, weil Alu ein sehr guter Wärmeleiter ist.

Freundorfer empfiehlt vor der Sanierung eine Energiebilanzierung zu erstellen, etwa nach dem Passivhaus-Projektierungspaket. "Dabei lässt sich feststellen, welche Schritte für das Haus am effizientesten sind."

Generell sei in der Sanierung natürlich der Passivhaus-Standard viel schwerer zu erreichen als im Neubau. Gute Planung sei aber jedenfalls hier wie dort das Um und Auf, so Freundorfer. Insbesondere bei den Fenstern empfiehlt es sich, einmal mehr nachzudenken, als vielleicht notwendig. Denn, so der Experte: "Das Fenster trifft die Wand oft zum ersten Mal auf der Baustelle. Dort ist es aber schon zu spät." (Martin Putschögl, derStandard.at, 24.6.2009)