Beste Waffe gegen Wasserschäden: effiziente Wasser-, Brand- und Bewegungsmelder. Das achtstöckige Depot des Wien Museums platzt zwar aus allen Nähten - Wasserschaden ist aber kein Thema. Außerdem gibt's im Keller keine Dürer-Hasen.

Foto: A. Troescher

Auch andere Depots standen schon unter Wasser.

Wien – "Unsere Depots sind ein Scherz. Eine Evakuierung möchte ich mir nicht einmal vorstellen. Wenn wir Sammlungsbestände brauchen, müssen wir zuerst zwei Räume ausräumen. Ich melde diese Missstände seit Jahren vergeblich ans Ministerium. Man muss das Depotproblem ernst nehmen." Direktor Edelbert Köb ist frustriert. Zweimal ist im Mumok bereits Wasser ins Depot gelangt, zuletzt vor einem Jahr: "Der Nachtwächter hat seine Runden gemacht und entdeckt, dass Wasser entlang der Leitungen in Strömen ins Depot geronnen ist."

Zwanzig Zentimeter hoch sei das Wasser gestanden, eine Vollkatastrophe habe man noch verhindern können. Glück im Unglück: Mangels Platz verfügt das Mumok nicht, wie etwa die Albertina, über ein Zentraldepot, sondern lagert seine Schätze im eigenen Haus sowie in angemieteten Depots in der Stadt und im Alberner Hafen. "Allerdings kostet das natürlich. Und im Zuge der Einsparungen geht es wirklich ans Eingemachte." Zwar wird alles elektronisch kontrolliert, aber mittlerweile beschäftigt das Mumok nur mehr einen freiberuflichen Mitarbeiter, der die Geräte kontrolliert: "Benötigen würden wir dafür aber zwei Techniker."

Das Leopoldmuseum gleich gegenüber ist offenbar komfortabler ausgestattet; ins Zentraldepot ist noch nie Wasser eingesickert, beteuert dessen Pressesprecher Klaus Pokorny: "Natürlich muss man immer evaluieren. Man ist nie gefeit. Aber im Prinzip sind wir am neuesten Stand der Technik."

1991, zehn Jahre vor der Eröffnung des Leopoldmuseums, konnte die Nationalbibliothek einen Tiefspeicher unter dem Burggarten beziehen: "Wir stellen dort immer wieder Risse und Fugen fest, die durch die Bewegung eines so großen Baukörpers entstehen. Wir leiten das Wasser in Auffanggefäße ab, aber das sind höchstens zehn Liter in einer starken Regenphase", sagt Johanna Rachinger, Generaldirektorin der Nationalbibliothek. "Absolute Sicherheit gibt es nirgends. Wichtig ist ein effizientes Frühwarnsystem." Mit Feuchtigkeitsproblemen kämpft die Nationalbibliothek in ihrem alten Speicher unter dem Josefsplatz: "Da müssen Mitarbeiter bei kritischen klimatischen Verhältnissen mit den Messgeräten direkt in den Büchern die Luftfeuchtigkeit messen und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen setzen."

Heikle Situationen im KHM

Das MAK, versichert dessen Vizedirektorin Martina Kandeler-Fritsch, müsse sich vor Dauerregen nicht fürchten, "auch wenn man natürlich nichts ausschließen kann." Aber sowohl der zweigeschoßige Tiefspeicher unter dem Museum als auch der Flakturm für die Gegenwartskunst habe sich – bisher zumindest – als wetterfest erwiesen.

Mit Depot-Provisorien im und außer Haus muss hingegen das Kunsthistorische Museum seit 15 Jahren herumwurschteln; zumindest diese Regenperiode hat es ohne Wasserschäden überstanden. KHM-Chefin Sabine Haag formuliert ihre Mängelanalyse vorsichtig: "Es gab in der Vergangenheit schon einige Situationen, die ausgesprochen heikel waren. Trotz aller Evakuierungspläne, die wir natürlich haben: Eine Situation wie in der Albertina dürfte bei uns nicht eintreten. Das wäre eine Katastrophe." Solche Notsituationen würde man für künftige Depotlösungen mitdenken: Eine Möglichkeit für das KHM wäre, sein Lager in anderen Bundesmuseen zu deponieren. Doch das stößt auf wenig Gegenliebe, die meisten Häuser platzen aus allen Nähten. Angedacht ist auch an ein Hochsicherheitsdepot auf der grünen Wiese. Welche, ist noch unklar. Oder die teuerste, für das KHM aber wohl beste Lösung: den Maria-Theresien-Platz zu untertunneln.

"Für Kunst muss man einfach viel Geld in die Hand nehmen": Johann Kräftner, Direktor des privaten Liechtensteinmuseums, hat jedenfalls mehr Budget zur Verfügung als seine Kollegen in den Bundesmuseen.

In der Bankgasse wird für das Liechtensteinmuseum gerade ein dreigeschoßiger Tiefspeicher 17 Meter in die Erde gegraben, mit Kunst besiedelt soll der Kunst-Hochsicherheitstrakt samt Doppelkammersystem und Mehrfachdichtungen frühestens im Jänner 2011 werden. "Aber unsere kostbarsten Objekte lagern wir sowieso in Vaduz, gesichert in Betonbunkern und hinter Panzertüren." (Andrea Schurian, DER STANDARD/Printausgabe, 27./28.06.2009)