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Drohende Wolken - aber es blieb am Samstag bei der leeren Drohung

APA/Herbert Neubauer

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Rund eine Million Festgäste strömte auf die Insel

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Wien - Donau so braun - unter den zigtausenden Festgästen, die über die Brücken auf die Donauinselströmen, wälzen sich die trüben Wassermassen bedrohlich ostwärts. War der Freitag noch der Tag der Donauinsel-Wasserfesten - „nur" 300.000 Besucher hupften in den Gatsch - war am Samstag der Himmel gnädig, während die Besucher strömten. Rund eine Million Festgäste wurde geschätzt; Regenschirme wurden vor der Hauptbühne lediglich aufgespannt, um im Trubel zueinanderzufinden. Und anstelle eines drohenden Gewittersturmes elektrisierte am späten Abend Christine Stürmer die Massen.

Wenn auch nicht alle. Zwei Kids erkundigten sich bei der Security, wer denn als Nächster hier auftrete - als sie hörten, dass als Nächstes die Stürmer Christl erwartet werde, fragten sie nur enttäuscht: "Und wo ist Scooter?" Die Frau schickte die Fans zur Ö3-Insel und hatte dann wieder Zeit, mit ihrem Kollegen eine Sozialdebatte fortzusetzen, passend zum großen SP-Fest: „Arbeitslose hab i 700 Euro 'kriegt, in der Arbeit 690. Da muass der Staat ja eingeh'n." Und zu zahlen gibt es viel: "Für den Buam des Kickboxen kostet 50 Euro für zehn Stunden. Des is vü Göd." Bundeskanzler Werner Faymann hatte am Nachmittag gemeinsam mit Bürgermeister Michael Häupl das Inselfest besucht und festgestellt, dass er als Kanzler nun doppelt so lange Händeschütteln müsse als im Vorjahr.

Es war wieder einmal weitgehend friedlich auf der dicht bevölkerten Insel - zum Glück. Denn der schon etwas ältere Kollege vom Sicherheitsdienst hielt sich auch so schon etwas erschöpft am Zaun fest. Sodass vorbeiziehende Jugendliche amüsiert feststellten: „Heast schau, da is' sogar scho' die Security fett."

Der einzig gröbere Zwischenfall: eine unsportliche Messerstecherei auf der Sportinsel. Ein Beteiligter musste ins Spital gebracht werden, aber nicht lebensgefährlich verletzt - sodass Einsatzleiter Erwin Scheidl vom Arbeitersamariterbund bilanzierte: "Für diese Menschenmenge ist es ruhig." Eine musikumtoste "Ruhe", die immer wieder von den Sirenen der Rettungsfahrzeuge unterbrochen wurde: Immerhin 150 Einsätze wurden am Samstag abgespult - und jedes Mal teilte sich die Menge auf wundersame Weise, um den Transport relativ zügig durchzulassen.

Auch die Alkoholexzesse hielten sich in Grenzen; nur gelegentlich mussten Schwankende gestützt werden, während sie das Schüttgut abrupt wieder von sich gaben. Es wurde an den Zugängen wieder strikt kontrolliert und der Zutritt mit mitgebrachten Alkoholika verweigert. Eine Maßnahme, die "Sprengkommandos" nur verlagerte: Die Ertappten zogen sich zurück, leerten die Flaschen und Dosen auf Tempo - "fahrt" gleich noch besser - und gingen dann halt inwendig beladen aufs Fest.

Samstagnacht war übrigens sogar die Beachvolleyball-Insel überfüllt: Fans hatten die Zuschauer-Hügel erklommen - Scooter sahen sie von dort oben zwar auch nicht, aber ihrem Wummern waren sie zumindest ein Alzerl näher. Zum Abschluss dann: warten. Die wegströmende Menschenmenge wurde nur in Abständen schubweise auf den Weg über die Brücke zur U6 zugelassen. Eine freundliche Polizistin erklärte den Jugendlichen, wie das mit der Blockabfertigung funktioniert. Darauf einer: "Und nächste Wochen stehen S' vorm Tauerntunnel?" Die Beamtin lachte: „Ich üb ja nur."

Sonntagnachmittag gab es - im Regen - wieder weniger zu üben. (Roman David-Freihsl/DER STANDARD, Printausgabe, 29. Juni 2009)