Warschau - Im Umfeld des national-katholischen polnischen Senders "Radio Maryja" soll eine politische Partei entstehen. Der Historiker Jerzy Robert Nowak, eine zentrale Figur des Radiosenders, organisierte am Wochenende eine Gründungsversammlung der "Bewegung für die Nationale Wende" in Bydgoszcz. Nowak erklärte nach Informationen der Zeitung "Rzeczpospolita", seine Gruppierung wolle mit der rechtskonservativen Oppositionspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) von Ex-Premier Jaroslaw Kaczynski kooperieren.

Tatsächlich ist die Partei aber zunächst als Konkurrenz zur PiS im rechten Wählerspektrum geplant. So nahm der PiS-Abgeordnete Zbigniew Girzynski an der Versammlung in Bydgoszcz teil, der den PiS-Vorsitzenden Jaroslaw Kaczynski nach der jüngsten EU-Wahl kritisiert hatte. Die PiS hatte 27 Prozent der Stimmen bekommen und blieb damit nach Ansicht von Girzynski unter ihren Möglichkeiten. "Ich arbeite auf kommunaler Ebene mit vielen Organisationen zusammen", begründete Girzynski seine Teilnahme an der Gründungsversammlung im Vorfeld.

Kandidaten für Kommunalwahlen 2010

Die "Bewegung für eine nationale Wende" möchte sich in den kommenden Wochen in weiteren Städten mit örtlichen Politikern treffen. Der Vizevorsitzende Krzysztof Kawecki erklärte gegenüber der "Rzeczpospolita", die Organisation wolle bei der Kommunalwahlen im kommenden Jahr Kandidaten aufstellen.

"Radio Maryja", das von dem Redemptoristen-Pater Tadeusz Rydzyk geleitet wird, ist wegen seiner nationalistischen und mitunter antisemitischen Beiträge in der Kritik. Der Vatikan untersagte es dem Sender zwar ausdrücklich, Werbung für eine politische Partei zu machen. Dennoch unterstützte "Radio Maryja" seit der Parlamentswahl 2005 die PiS. Bei der jüngsten EU-Wahl machte Rydzyk aber klar, dass er viele der PiS-Spitzenkandidaten ablehnt, weil sie in ihren Ansichten zu liberal seien. (APA)