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Fotovoltaikanlagen können auf schier unerschöpfliche Ressourcen zurückgreifen. Doch sinnvoll sind solche Anlagen nur, wenn sie an einem entsprechenden Standort gebaut werden.

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Innsbrucker Forscher haben nun eine Technik entwickelt, mit der der beste Platz gefunden werden kann.

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Vorbei die Zeiten, in denen man quasi im Blindflug irgendwo an der Südseite ein paar Sonnenkollektoren aufs Hausdach geschraubt und damit vermeint hat, eine Energiewende herbeizuführen: Kennt man nämlich für jedes Hausdach und jede Fassade die Intensität und Menge der täglichen Sonneneinstrahlung, lassen sich Solaranlagen effizienter als bisher einsetzen. Und das Beste daran: Um an diese fotovoltaisch nachhaltigen Informationen zu gelangen, bedarf es quasi lediglich eines Knopfdruckes - Innsbrucker Forscher haben das nun möglich gemacht.

Immerhin: Die effiziente Nutzung der Sonnenenergie ist nicht nur ob der knappen Ressourcen an fossilen Energiequellen und des damit verbundenen fortschreitenden Klimawandels von höchstem Interesse für Forschung und Wirtschaft. Auch angesichts des schier unerschöpflichen Potenzials der Sonnenenergie liegen hier Claims verborgen, die es zu heben gilt.

Österreich hinkt nach

"Photovoltaic Austria" (PVA), der Interessenverband der heimischen PV-Industrie zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Fotovoltaik in Österreich, hat erst vor einigen Wochen Bilanz gezogen: Österreich hinkt in diesem Bereich anderen Ländern in der EU weit nach. Und das, obwohl der Wert der eingestrahlten Sonnenenergie in Mitteleuropa, gemessen nach dem handelsüblichen Stromtarif für Haushaltskonsumenten bei etwa 200 Billiarden Euro liegt. Der gesamte Jahresverbrauch an Energie strahlt in nicht einmal einer Stunde auf die Erde ein. Doch wie und wo sinnvoll nutzen?

"Wir erheben zwar selbst keine entsprechenden Daten, aber wir werten jenes Datenmaterial aus, das wir von unseren Kunden zur Verfügung bekommen", sagt Volker Wichmann, technischer Leiter der Innsbrucker Firma Laserdata. Das Spin-off der Universität Innsbruck hat eine Software entwickelt, mit der das Unternehmen hochaufgelöste Solarkarten, ohne die Energieverbände oder Länder und Gemeinden künftig kaum noch auskommen werden können, erstellen kann. Unterstützt wird es von Trans-IT, dem Entwicklungs- und Transfercenter der Uni Innsbruck und vom Cluster Erneuerbare Energien Tirol. Als Basis dienen 3-D-Aufnahmen von Spezialflugzeugen, deren Rumpf mit hochauflösenden Laserscannern bestückt ist.

Seit Jahren fliegen diese im Dienste der geologischen, geografischen und nun eben auch der energetischen Datensammlung über die Landstriche. Aus diesen Informationen haben die Wissenschafter von Laserdata etwa Folgendes errechnet: Von den etwa vier Quadratkilometern Innsbrucker Dachfläche ist annähernd die Hälfte nach Süden ausgerichtet. Und davon wiederum sind 1,2 Quadratkilometer Dachfläche überdurchschnittlich stark sonnenbeschienen. Würde man nun an all diesen energiewirtschaftlich effizienten Voltaikstandorten Sonnenkollektoren errichten, ließen sich 225.000 Megawattstunden Solarstrom erzeugen, oder - um die Rechnung klimawandlerisch darzustellen - es ließen sich derart 116.000 Tonnen Kohlendioxid einsparen.

Ergänzend die Daten der PVA: Ganz Österreich bietet mehr als 140 Quadratkilometer entsprechend geeignete, nach Süden ausgerichtete Dachflächen und zusätzlich 50 Quadratkilometer nutzbare Fassadenfläche. Dennoch deckt Fotovoltaik hierzulande nur 0,03 Prozent des Strombedarfs, allein im benachbarten Bayern liege der Wert bei mehr als zwei Prozent.

Wie auch immer: Die digitalen, hochaufgelösten Geländedaten jagt die Innsbrucker Laserdata durch die eigens entwickelte Software. "Dabei werden etliche Parameter interpoliert, die uns dann ein exaktes Bild von der potenziellen Solarenergie geben", meint Wichmann. Solche Parameter sind beispielsweise atmosphärische Gegebenheiten, die die Sonneneinstrahlung abschwächen, die Neigungen der Einstrahlflächen und - was laut dem technischen Leiter am schwierigsten zu bewerkstelligen war - auch der Schattenwurf.

"Dieser ist ausschlaggebend für die effiziente Standortwahl von Solaranlagen", sagt Wichmann: "Im Lauf des Tages wandern nicht nur die Schatten der Häuser und Bäume, sondern vor allem auch die Schatten der Berge. Und das unterschiedlich je nach Jahreszeit."

Doch die Innsbrucker Forscher haben auch dieses Problem mit ihrer neuen Software, die sich Laserdaten Information System (LIS) nennt, gelöst. Am Ende ist ein Tool entstanden, das von jedermann bedient werden kann und das genaue Solarpotenzial eines bestimmten Punktes angibt - egal, ob es sich um ein Hausdach, einen Straßenabschnitt oder um einen ganzen Geländeabschnitt handelt. Und wer profitiert davon? "Zu unseren Kunden zählen Landesvermessungsämter, Ingenieurbüros und auch Bauunternehmen", zählt Wichmann auf. Begonnen hätten die Forschungen am Institut für Geografie der Universität Innsbruck und am alpS - Zentrum für Naturgefahren- und Risikomanagement. Als sich herauskristallisierte, dass die verschiedenen Forschungen in ein gemeinsames Projekt integriert werden können, sei das Spin-off gegründet worden. Dementsprechend bunt zusammengemischt sei das Team: Geografen, Techniker und EDV-Spezialisten. (Andreas Feiertag/DER STANDARD, Printausgabe, 01.07.2009)